PRO:
Zu hören, dass „unschuldige“ Tiere gejagt werden, sorgt bei vielen Menschen für Unverständnis. Doch die Jagd ist nicht nur Freizeitsport.
Der Wolf ist in Österreich eigentlich heimisch und siedelt sich gerade wieder an. Warum sollte man die Population nicht kontrollieren wie bei so vielen anderen Tieren? In einigen Bundesländern gibt es etwa für Schwarzwild und Füchse das ganze Jahr keine Schonzeit (mit Ausnahme der führenden Bache). Das hat Gründe: Diese Tiere richten Schaden an, wenn der Mensch die Kontrolle verliert. Füchse vermehren sich schnell und übertragen Krankheiten wie Tollwut und Räude, die sowohl Tier als auch Mensch bedrohen können – auch Haustiere sind gefährdet. Wildschweine wiederum beschädigen Ernteflächen und fressen Mais, Kartoffeln und Getreide. Zugegeben, die Populationen dieser Tierarten sind weitaus größer als die des Wolfs. Breitet er sich aber aus, bringt auch er Probleme: Er ist eine Bedrohung für Nutztiere auf der Weide und auch mitunter furchteinflößende oder sogar gefährliche Begegnungen mit Menschen kommen vor. Warum sollte man also warten, bis diese Probleme größer werden und den Bestand nicht von vorneherein regulieren?
Es geht mir nicht um willkürliche Abschüsse zum Zweck der Trophäen-Sammlung. Es geht um eine ökologische Balance, die den Lebensraum von Mensch und Tier schützt und ein Miteinander überhaupt erst möglich macht – denn auch, wenn das viele Tierfreunde nicht hören möchten: Auch der Mensch schätzt und braucht Wald und Wiese.
Birgit Seiser, Chronik-Reporterin
CONTRA:
Beginnen wir mit ein paar Fakten: Im vergangenen Jahr haben Wölfe hierzulande 394 Nutztiere gerissen. In der gleichen Zeit haben die Menschen 400.000 Schafe verspeist und rund 100.000 Wildtiere mit dem Auto überfahren.
2023 hat der Mensch ein Dutzend Wölfe (von insgesamt 80) getötet, umgekehrt wurde kein einziger Mensch attackiert oder bei einem Angriff verletzt.
Dass der Wolf von manchen Menschen als Mörder bezeichnet wird, ist also einigermaßen absurd. Die Angst vor Meister Isegrim stammt vermutlich eher aus der Märchenwelt, tatsächlich hat er zahlreiche positive Effekte auf die Natur. So beseitigt er alte und kranke Tiere aus den Wäldern. Damit bleibt der Bestand gesund. Der Mensch hingegen schießt auch die besten Tiere und hängt sich dann deren Geweihe an die Wand.
Sehr ausführliche Forschung gibt es zu den vor 30 Jahren im Yosemite-Nationalpark ausgesetzten Wölfen. Anfangs befürchteten viele, dass die dortige Hirschpopulation zusammengefressen würde. Doch am Ende stellte sich heraus, dass die Zahl der Huftiere nicht mehr stark schwankte, sondern plötzlich stabil bei rund 7.000 Exemplaren lag.
Das alles zeigt, dass sich die Natur am besten selbst regelt. Das Problem ist weniger der Wolf als der Mensch höchst selbst. Wenn man die Fakten nüchtern betrachtet, gibt es also keinen seriösen Grund, ein wertvolles Nutztier abzuschlachten, das für den Menschen nicht einmal auch nur irgendeine Gefahr darstellt.
Dominik Schreiber, Chefreporter
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