PRO:
Die Nachrichten zischen hin und her, die Kommunikation ist in vollem Gange. Dass da vorne jemand unterrichtet, ist vielen völlig egal.
Kinder und Jugendliche sind, je nach Alter, vier bis acht Stunden in der Schule. Dort geht es um wesentlich mehr als Inhalte und Tests. Es geht um Sozialkompetenz, ein respektvolles Miteinander und geschützte Räume. Smartphones funken da auf mehrere Arten dazwischen. Alleine das Ding an sich ist ein Statussymbol. Was, du hast nicht das neueste Apfel-Modell? Cringe! Und was in Chats und Foren an Mobbing und Ausgrenzung passiert, ist schlimm für viele, wenige treibt es sogar in den Suizid.
Diese Stunden, in denen Kinder und Jugendliche als Klasse, als Einheit funktionieren sollen, könnten doch als Verschnaufpause gesehen werden. Wenn technische Geräte in den Unterricht integriert werden, geht das über Schultablets, PCs und Whiteboards, Möglichkeiten sind da.
Die Umsetzung ist einfach: Das Handy kommt vor Unterrichtsbeginn in den Spind und bleibt dort, bis der Schultag vorbei ist. Danach gibt es zig Möglichkeiten, sich virtuell über den Tag auszutauschen, Snaps zu verschicken oder Storys zu liken. Egal, welche Studien man nimmt, welche Expertinnen man fragt – alle sind sich einig: Das Suchtpotenzial sozialer Medien ist enorm, rational ist da wenig auszurichten. Verbote sind immer mau, schön wär’s, wären alle einsichtig. Im Falle von Handys an Schulen zeigt sich: Ist nicht so. Also müssen Erwachsene Verantwortung übernehmen. Ungut, aber wichtig.
Claudia Stelzel-Pröll, Redakteurin OÖ
CONTRA:
Smartphones sind Gedanken- und Konzentrationsgift für Kinder und Jugendliche. Daran gibt es gar keinen Zweifel; auch daran nicht, dass Kids zu unterrichten, die mit Zombieblick unterm Tisch auf den Tiktok-Feed starren, unmöglich ist.
Ein Handyverbot an den Schulen ist aber trotzdem nur die zweitbeste Lösung. Denn die Realität ist eindeutig: Die jungen Menschen müssen das lernen, was ihre Eltern und Großeltern, sorry, selbst nicht können – nämlich mit dem Suchtpotenzial dieser Schirme selbstständig umzugehen.
Völliger Entzug ist keine Option – als junger Mensch kann man auf Schirme nicht verzichten, das ganze Leben spielt sich hier ab, und das wird auch so bleiben. Das, was aus dem Handy kommt, ist wie Strom oder Gas eine Art Grundversorgung. Auch Strom und Gas sind gefährlich. Und dennoch nicht verboten. Die große Herausforderung ist, junge Menschen zu einem vernünftigen, souveränen, kompetenten Umgang mit Handys zu motivieren. Ihnen zu zeigen, wie man diese Wundermaschinen positiv nützt (ja, auch für das Lernen) – und die verheerenden negativen Seiten vermeidet.
Das ist eine Aufgabe der Eltern. Aber es ist illusorisch zu glauben, dass diese Aufgabe von den Schulen ferngehalten werden kann. Das weiß jeder, der schon einmal versucht hat, einem Teenager etwas zu verbieten. Viel besser ist es, im Unterricht aktiv auf die Welt von heute zuzugehen, als so zu tun, als ginge die Lebenswelt der Schülerinnen einen nichts an. Das bedeutet: Es braucht Handykompetenzunterricht, kein Verbot.
Georg Leyrer, Leitung Kultur und Medien
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