PRO
Man ist eine kurze Zeit seines Lebens Schüler, eine längere werktätig. Man ist aber das ganze Leben lang Konsument. Und da ist es natürlich nicht das schlechteste, wenn man das, was man ohnehin tut – kaufen –, informiert und kompetent tut. Die schwarzen Freitage und Wochen und wohl bald Monate sind eine wunderbare Gelegenheit, diese Kompetenz zu beweisen. Nein, nicht alle der Angebote sind wirklich welche: Man kann live beobachten, wie im September und Oktober die Preise raufgehen, damit sie im November dann „gesenkt“ werden können (und später aufs hohe Niveau zurückschnappen). Und wer einen unkontrollierten Wischfinger hat, kauft in der Rabattschlacht Dinge, die er ganz und gar nicht braucht, und macht dabei im blödesten Fall noch Schulden.
Wer aber eine größere Anschaffung plant, ist gut beraten, sich zu informieren: Mit gezielter Vorabrecherche kann die in den nächsten Tagen sehr günstig erledigt werden. Und man muss dabei weder das Hirn noch die staatsbürgerliche Ehre an der Garderobe abgeben: Klar lohnt es sich, vor dem Kauf noch zu schauen, ob vielleicht ein lokaler Händler preislich mitgezogen ist und man es dort anstatt beim Internetriesen kauft. Das ist es insgesamt vielleicht auch Wert, wenn es dort ein paar Euro mehr kostet, der Händler hält wenigstens Wertschöpfung in der Gegend. Aber der hiesige Konsument zahlt derzeit eh viel Geld für politische und wirtschaftliche Fehler. Da darf man ruhig einmal auf Schnäppchenjagd gehen.
Georg Leyrer ist Ressortleiter der Kulturredaktion
CONTRA
Kaufe! Kaufe! Kaufe! Grelle Rabattschilder setzen Glücksgefühle im Hirn frei und verleiten zum Kaufrausch. Gekauft wird dann nicht, was benötigt wird, sondern was vermeintlich billig ist. Doch das ist ein Werbeschmäh. Konsumentenschützer erheben regelmäßig, dass viele der vermeintlichen Sonderangebote nach dem „Black Friday“ sogar billiger sind als vorher. Wenig verwunderlich, da es meist Ladenhüter sind und Rabatte immer vorher aufgeschlagen werden. Im Internet werden auch Produkte angepriesen, die es gar nicht gibt oder die gefälscht sind. An den schwarzen Einkaufstagen gehen nämlich besonders viele Fake-Shops auf Kundenfang.
Stationäre heimische Händler haben keine Freude mit den künstlich erschaffenen Konsumankurbelungstagen vor dem so wichtigen Weihnachtsgeschäft. Sie sind zum Mitmachen gezwungen, um ihre Kundschaft nicht gänzlich an übermächtige Online-Portale zu verlieren. Der Appell, bitte regional einzukaufen, ist da nur allzu verständlich.
In Zeiten enormer Teuerung und Konjunkturflaute stößt auch der Black Friday an seine Grenzen. Für heuer wird gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzminus erwartet. Auch, weil immer mehr Menschen dem Konsumwahn abschwören. Als kritische Gegenveranstaltung zum Black-Friday hat sich der „Kauf-nix-Tag“ (Buy-Nothing-Day) am Samstag danach, heuer der 25. November, etabliert. Eine Art Einkaufsfasten in der Vorweihnachtszeit, um über die Folgen des eigenen Kaufverhaltens nachzudenken.
Anita Staudacher ist stv. Ressortleiterin in der Wirtschaftsredaktion
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