Weil die Vorzüge der Digitalisierung in Bezug auf Handhabung, Schnelligkeit und – maßgeblich – Sicherheit nicht sukzessive von oben genannten wie anderen Dienstleistern erklärt werden, sondern die Kundschaft vielfach vor vollendete Tatsachen gestellt wird.
Tatsache ist, dass viele der Technik nicht trauen, weil Unternehmen viel zu wenig Zeit in die Informationsweitergabe ihrer Kunden investieren, um sie mit den buchstäblich veränderten Geschäftsbedingungen vertraut zu machen. Dabei würde eben genau dieser Dienst am Kunden mit Kundenzufriedenheit- und -treue belohnt und damit gut fürs Geschäft und die Gesellschaft sein.
Egal, ob es das Selbstbedienungsfoyer einer Bank, „Self-Check-out-Kassen“ im Supermarkt, den Check-in-Schalter am Flughafen oder Behördengänge betrifft: Menschen, egal welchen Alters, muss die Zeit gegeben werden, sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Bis das Online-Buchen oder -Bezahlen beim Gros der Menschen nicht genau so leicht von der Hand geht, wie das Tippen von Kurzmitteilungen muss es parallel zu den digitalen noch analoge Möglichkeiten geben.
Johanna Hager, Ressortleiterin Innenpolitik
CONTRA
Hinter der Forderung, ein Recht für irgendwas irgendwo hinzuschreiben (meist: IN DIE VERFASSUNG!), steckt so gut wie immer politischer Populismus. Deswegen sind diese Forderungen nie fein durchdacht, sondern kommen immer mit der Eleganz eines Bierglases daher, das auf den Stammtisch knallt.
Natürlich sollen alle Menschen bei Innovationen mitgenommen werden – übrigens nicht immer nur „die Alten“, weil ehrlich: es gibt unglaublich technikaffine „Alte“ und unglaublich digital-patscherte „Junge“. Also fordere ich: das Recht auf dieses Mitgenommenwerden.
Ein Recht darauf, dass Internet-Plattformen und Handy-Signatur, Online-Banking und Self-Check-in allen Menschen so lange erklärt werden müssen, bis sie es nutzen können. Und zwar gratis – mit einer Anlaufstelle oder Servicenummer. Firmen und Behörden müssten dann so lange Mitarbeiter haben, die die Überforderten am Handerl durch Buchung etc. führen, bis die das können. So würde man die Überforderten in die neue Zukunft mitnehmen, statt sie per „Analog“-Verordnung ihr weiteres Leben lang von oft sinnvollen, bequemeren und günstigeren Innovationen fernzuhalten. Denn nix anderes geschieht durch diese Forderungen – sie sind bei genauer Betrachtung das Recht auf Zurückgelassenwerden.
In vielen Ländern wird Digitalisierung lustvoll und umfassend angenommen, weil sie hilfreich sein kann. Bei uns plärrt man: Erhaltet das Bargeld. Damit wir der Oma nie das Online-Banking beibringen müssen und sie zur Bank rennen muss?
Axel N. Halbhuber, Ressortleiter Reise
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