Ein Bad wie damals

Ein Bad wie damals
Manchmal glaubt man, in Wien eh schon alles gesehen zu haben: falsch.
Katharina Salzer

Katharina Salzer

Friedhofsblond. Das winzig kleine Bad in Hadersdorf -Weidlingau war ein Geheimtipp. Und es ist wirklich erfrischend. Denn besucht wird es von Menschen, die gerne kommunizieren. „Welcher Jahrgang sind’n Sie?“, fragt der Kassier eine nicht so alte Frau. „Na, des geht sich nicht aus mit der Seniorenkarte“, sagt sie. Er: „ Ich frag ja nur“. Sie: „Eh nett. Das passiert mir öfter, seit ich friedhofsblond bin.“ Sie lacht und geht hinein. Es ist ein bisserl wie früher in Wien samt herbem Charme.

Die Sache mit dem Computer. Es hat aber auch die Modernisierung Einzug gehalten – vor allem im Badbuffet. Man kann oder muss über ein Display bestellen. So klar war das nicht . Der Marillenkuchen aus der Vitrine findet sich nicht auf dem Touchscreen. Macht nix. Es reicht Kaffee. Eingetippt und bezahlt. Ab zum Buffet mit der Rechnung in der Hand – in Erwartung, das Bestellte zu bekommen. Die Dame hinter der Budel schaut. Ah, man muss bestellen. „Ich hätt’ da zwei Kaffee am Dings eingetippt.“ Sie schaut. „Eine Melange, einen großen Braunen, bitte.“ „Gerne“, sagt sie und lässt den Kaffee herunter. Und weil in so einem Bad nicht viel zu tun ist, schauen die Badegäste zu. „Ha, des woa jetzt guat“, sagt ein Mann und lacht einen an. Nett, denkt man und wird wiederkommen – mit dem Kaffee in der Thermoskanne. Nur zur Sicherheit.

Ein Bad wie damals

Katharina Salzer

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