Wer im Stadtpark aller sein darf

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Seit Montag voriger Woche campieren (rechte) Corona-Leugner im Stadtpark.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Das Beste am Stadtpark ist vielleicht, dass man hier einfach sein darf.

Man darf die Studentin sein, die eine Vorlesung schwänzt; die Frau, die den Enten altes Brot verfüttert. Man darf der Mann sein, der die harten Semmeln für die Tauben zerbröselt und die obdachlose Frau, die auf einer der vorderen Bänke schläft.

Man darf der Tourist sein, der das Mozart-Denkmal sucht und „nur“ jenes von Johann Strauss findet und die Freundin, die gut hörbar am Telefon eine andere ausrichtet.

Seit Montag voriger Woche darf man im Stadtpark auch behördlich genehmigt Corona-Leugner sein.

Da hat eine Gruppe begonnen, im Park zu campieren. Etwa 20 Zelte stehen seitdem beim Andreas-Zelinka-Denkmal. Es gibt Essen und Trinken, Sesselkreise um ein Lagerfeuer und „Information“.

Die Corona-Maßnahmen nennt man hier „Corona-Faschismus“, auf Plakaten steht „Ge-testet, ge-impft, ge-chippt“, auf dem Asphalt kleben Screenshots von oe24-Fernsehbeiträgen über den Fall der getöteten 13-jährigen Leonie. Für sie wurde auch ein Stolperstein ausgedruckt. Normalerweise erinnern diese Gedenktafeln im Boden an Opfer der NS-Zeit.

Organisiert wird das Protest-Camp von Jennifer Klauninger. Unter dem Pseudonym Jenny Klaus verbreitet sie auf Facebook und Telegram Verschwörungstheorien. Breiter bekannt wurde sie, als sie bei einer Demo eine Regenbogenfahne zerriss. Der Verfassungsschutz beobachtet sie.

Mit dem Camp Stadtpark will sie das „Corona-Herrschafts-Regime beenden, bevor dieses noch zu einer echten Diktatur wird“.

Österreich ist freilich keine Diktatur. Es wird auch zu keiner. Dass wir es aushalten müssen, dass Klauninger mit ihrer rechten Verschwörungstheoretiker-Gefolgschaft überhaupt in einem Protest-Camp im Stadtpark sein darf, ist das vielleicht beste Beispiel dafür.

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