Wer das hier lesen kann (und auch noch versteht), ist klar im Vorteil
Der heutige Tag steht landesweit im Zeichen des Vorlesens. Damit soll das Interesse am Lesen gestärkt werden. Einerseits. Andererseits soll der Tag auch auf ein zunehmendes Problem aufmerksam machen: Der auch hierzulande stets steigende Analphabetismus. Viele können nämlich nicht mehr richtig lesen und schreiben. Laut diverser Studien muss man davon ausgehen, dass es hierzulande nahezu 20 Prozent „funktionale Analphabeten“ gibt. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Menschen, die zwar lesen kann, aber den Sinn eines Texts nicht versteht. Das ist traurig, denn wer nicht oder nicht sinnerfassend lesen kann, kann am täglichen Leben nur bedingt teilhaben. Man denke dabei nur an das Fachchinesisch in diversen Verträgen, ans Behördendeutsch. Darauf gilt es vorbereitet zu sein. Daher ist es auch enorm wichtig, bei den Kleinsten eine Lesekultur zu entwickeln. Dass Vorlesen dabei eine zentrale Rolle spielt, ist unbestritten. Es bildet, weckt Interesse und schenkt Nähe. Im Augenblick, wo man jemanden etwas vorliest, zeigt man auch Zuwendung.
Wer jetzt glaubt, dass sich nur die Kleinsten gerne etwas vorlesen lassen, der irrt. Lesungen und Hörbücher boomen. In Seniorenheimen lesen eigens dafür geschulte und zertifizierte Vorleserinnen und Vorleser ehrenamtlich. Dazu braucht es nicht viel. Nur ein bisschen Zeit, ein Buch, eine Zeitung – zur Not geht auch der Speiseplan. Das schwarz-blaue Arbeitsübereinkommen in Niederösterreich eignet sich dafür aber nur bedingt, weil vieles darin unterirdisch ist. Stichwort: Deutsch als Schulhofsprache, Corona-Entschädigungen für Schwurbler und Förderungen für Wirte, aber nur für jene, die „Traditionelles“ und „Regionales“ kochen. Eiernockerl sind zwar nicht zu 100 Prozent niederösterreichisch, aber gehen bei der FPÖ sicherlich locker durch.
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