Wenn der Endgegner zwei Mal klingelt – und du gern die Tür aufmachst

KURIER-Redakteur Michael Pekovics kommentiert
Wenn im Lockdown Langeweile aufkommt, muss man sich eben seinen Ängsten stellen. Tut sich ja sonst nichts im Leben.
Michael Pekovics

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Start. Ein Endgegner pro Woche ist schon was Feines. Also virtuell natürlich, beim Zocken am PC und nicht in echt, weil da gibt’s ja nur ein Leben und das will man auch behalten. Oder aktuell vielleicht besser gesagt: zurückbekommen. Was ja dann auch der Grund ist, warum wir derzeit kaum einen Schritt vor die Tür setzen und so.

Deshalb auch: keine Gefahr, kein Nervenkitzel, keine Aufregung weit und breit. Nichts, nirgends, niemand. Abgesehen vielleicht von den heftigen Vibrationen der neuen elektrischen Zahnbürste. Auch irgendwie so etwas wie ein alter Erzfeind von mir. Ich mags eben lieber traditionell.

Angst. Bezwungen hab ich sie unlängst jedenfalls beide – sowohl den virtuellen als auch den realen Endgegner. Weil wenn ich schon im Lockdown nichts tun kann, dann geh ich wenigstens von Arzt zu Arzt. Nicht weil was wäre, sondern weil Durchchecken für Männer ab 40 ohnehin zum guten Ton gehören sollte (der Konjunktiv ist hier meist Programm).

Wie es Glück und Zufall wollen, treffe ich den bisher besten Zahnarzt meiner Welt, auf Kasse. Jetzt muss mensch wissen, dass alle meine bisherigen Zahnfummler eher Kategorie Frankenstein als Bergdoktor waren (nichts für ungut, ich verrat euch schon nicht). Obwohl, wie meiner aussieht, weiß ich bis heute nicht – Mund-Nasenschutz-... ähm FFP2-Maske sei Dank. Dabei hatte ich im Lockdown fast mehr Dates mit ihm als sonst jemandem (Danke für die Baustellen, Dr. Frankenstein!).

Sieg. Jedenfalls: Der Erzfeind ist besiegt, die Angst vorm Zahnarzt weg. Ob sie wieder kommt, wenn er die Maske abnimmt? Wohl kaum. Denn das haben Endgegner so an sich – virtuell wie in der Realität. Einmal besiegt, verlieren sie ihren Schrecken dauerhaft. Bis eben der nächste vor der Tür steht – und das Leben spannend macht.

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