Warum Radfahrerinnen und Radfahrer mitunter eine rote Ampel überfahren

Warum Radfahrerinnen und Radfahrer mitunter eine rote Ampel überfahren
Radfahrer sind die Premium-Verkehrsteilnehmer jeder Stadt. Es wird Zeit, dass sich das auch an der Platzverteilung im öffentlichen Raum zeigt.
Julia Schrenk

Julia Schrenk

Wenn Sie mit dem Rad unterwegs sind, kennen Sie vielleicht die Kreuzung Vordere Zollamtsstraße / Uraniastraße. Es ist die, wo man zwischen Strandbar Herrmann und Urania in den Donaukanal einbiegt. Die Kreuzung an sich ist schon mühsam: zehn Spuren und fünf Ampeln, das dauert seine Zeit.

Eine dieser Ampeln zeigt Radfahrenden Rot, obwohl dort keine Autos fahren. (Für querende Straßenbahnen reicht an anderen Kreuzungen ein oranges Blinklicht). Wer an dieser Kreuzung bei Rot steht, ist im besten Fall frustriert und fühlt sich im schlimmsten Fall von der Stadtpolitik schikaniert. Jedenfalls lässt sich nachvollziehen, warum Radfahrer hie und da auf ein Rotlicht pfeifen.

Ampeln, die einen ausbremsen, sind ja nur das eine. Dazu kommt eine zum Teil gefährliche Verkehrsorganisation, die Radfahrer vor die Entscheidung stellt: sich einer Gefahr aussetzen oder über den Gehweg ausweichen. Beispiel: Schwarzenbergplatz, Höhe „Zum scharfen René“. Der Radweg macht eine steile Kurve über eine Ecke, selbst wer ganz rechts und langsam fährt, muss hoffen, dass der Gegenverkehr auch sein Tempo anpasst. Wer das dem Gegenverkehr nicht zutraut, weicht auf den Gehweg aus.

Das hat den Nachteil, dass man auf dem Gehweg fährt, aber den Vorteil, dass man den Radweg einsieht. Solche Beispiele gibt es viele. Die Radinfrastruktur kommt den steigenden Zahlen der Radfahrer nicht nach. Ja, neue Radwege werden gebaut und die sind auch breiter. Das löst aber nicht das Problem mit den bestehenden. Sie sind zu schmal dafür, dass auch Scooter und Lieferdienst-Mopeds dort fahren sollen. Und verlaufen oft so, dass man Fußgängern im Weg steht. Das fördert nicht gerade das Miteinander.

Radfahrer sind die Premium-Verkehrsteilnehmer jeder Stadt. Sie sind noch umweltfreundlicher als Öffi-Nutzer, halten sich fit, da freut sich das Gesundheitssystem. Wird Zeit, dass sich das auch an der Platzverteilung im öffentlichen Raum zeigt.

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