Über das Schwimmen gegen den Strom
Eine Therapeutin hat mir einmal gesagt, wenn man sich wie in einem Strudel gefangen fühlt, der einen ständig hinunterziehen will, soll man nicht dagegen anschwimmen – denn da ist die Gefahr groß, dass einem irgendwann die Kraft ausgeht und man ertrinkt.
Ihr Rat war, einfach loslassen, sich runterziehen lassen und dann unten wegschwimmen, sobald man am Ende des Strudels angekommen ist.
Daran muss ich jetzt oft denken, wenn ich das Gefühl habe, wie lange wir nun schon im Strudel einer Krankheit gefangen sind, die unseren Alltag, unser Familien- und Berufsleben und unser Gesundheitsverhalten im Griff hat. Auf allen Seiten strampeln sich die Menschen ab, um ihre Positionen zu verteidigen oder andere von ihren Ansichten zu überzeugen. Und ich ertappe mich selbst oft genug dabei, wie ich mich von den Emotionen mitreißen lasse.
Statt meine Kräfte gegen diesen immer stärker werdenden Sog einzusetzen, statt mich in mühseligen Diskussionen durchschleudern zu lassen, habe ich also beschlossen, meine Kräfte lieber zu sammeln. Und nachdem Brot backen, Näharbeiten und Spaziergänge in diesen (trotz Impfung) eher zurückgezogenen Pandemiezeiten ausgereizt sind, habe ich mich nun der Kunst der Meditation zugewandt. Dazu muss ich sagen, bisherige Versuche haben meist damit geendet, dass ich eingeschlafen bin, bevor ich bis Zehn zählen konnte. Oder ich bin gedanklich so abgedriftet, dass mir erst einige Zeit später eingefallen ist, dass ich eigentlich meinem Geist und meinen Gedanken Ruhe gönnen wollte.
Es zeigt sich, es braucht viel Übung, um einfach mal an nichts zu denken. Anfangs klappt es nur kurz und wird dann immer länger. Und irgendwann genießt man die Ruhe im Auge des Strudels, bis man am Ende irgendwann wegschwimmen kann.
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