Öfter einfach absagen

Öfter einfach absagen
Hatschi! Da ist sie wieder, die Saison der schnupfenden Nasen, der kratzenden Hälse und belegten Stirnhöhlen.

Es könnte alles fast so wie immer sein: Wir schleppen uns durch den Alltag und ins Büro, wir halten uns mit Pulvern und Vitaminshots über Wasser und wir hoffen, dass es von selbst vergeht. Im Bett bleiben wir nur, wenn es wirklich (aber wirklich!) gar nicht mehr anders geht. Irgendwie funktioniert das in diesem Jahr aber nicht.

Es reicht schon, sich in den Öffis räuspern zu müssen, um nervöse Blicke zu ernten. Als meine Zweijährige unlängst im Zoo husten musste, hatten wir plötzlich freien Blick auf den Tiger. (Ein Schelm, wer sich das absichtlich zunutze macht.) Doch gerade mit Kleinkindern bewegt man sich in der kalten Jahreszeit in einer ständigen Wolke aus Bazillen – immer ein Taschentuch griffbereit, um die gigantischen Rotzglocken aufzufangen, die aus diesen kleinen Nasen rausschießen.

Vorigen Herbst gab’s noch Lockdowns, Babyelefanten und Treffen mit anderen Menschen fanden lieber virtuell statt. In diesem Jahr pflegen wir zwar wieder das persönliche Wiedersehen. Allerdings hat sich ein neues Bewusstsein eingeschlichen: Ich sag’s sicherheitshalber vorab, ich bin ein bisschen verkühlt, hört man heute sehr oft – meist mit dem Nachsatz: Ich habe aber eh kein Corona. Nicht selten wird dann vorsorglich entschieden, das Treffen lieber zu verschieben. Denn dieses neue Bewusstsein sagt, ich will niemanden anstecken, auch nicht mit einem harmlosen, aber lästigen Schnupfen. Es sagt, ich will in niemandem Unbehagen auslösen, wenn ich plötzlich Husten muss.

Es wird spannend zu beobachten, wie lange dieses Bewusstsein anhält. Inzwischen lehrt es uns, dass es absolut okay ist, öfter einmal Termine abzusagen, wenn der Körper angeschlagen ist.

laila.docekal@kurier.at

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