Ohne Gurkerl geht relativ wenig
Die Fußball-EM neigt sich dem Ende zu. Österreich spielt bekanntlich keine Rolle mehr, weil uns die Türken zwei Eiertore eingeschenkt haben. Die Türken selbst spielen aber auch keine Rolle mehr, weil sich selbst ein Eigentor geschossen haben – in Person von Merih Demiral, der sich gegen Österreich mit dem Wolfsgruß, ein Symbol der rechtsextremen Grauen Wölfe, gefreut hat. Dass er für diese Dummheit gesperrt wurde, Jude Bellinghams Griff in den Schritt jedoch ungeahndet blieb, war richtig. Aber in dieser Kolumne soll es nicht länger um Eier gehen, sondern ums Gurkerl. Und das ist – wie das Bummerl – etwas sehr Österreichisches.
In den meisten Supermarkt-Feinkostabteilungen des Landes fristen Essiggurkerl ja oft ein trauriges Dasein. Oft werden sie nicht frisch aus dem Glas gefischt, sondern schwimmen seit Tagen irgendwo in einem Behälter nebst der Aufschnittmaschine und warten darauf, endlich in ein Wurstsemmerl, einen Käsekornspitz gelegt zu werden. Für zwei Scheibchen dieser süß-sauren Veredelung zahlt man dann würzige 30 Cent. Dabei gibt es da sicherlich keine exakte Gurkerlvorschrift, wird also nicht per Gramm Gurkerl abgerechnet. Manche Feinkostmitarbeiter gönnen einem mehr, andere schaffen es, mit einem Gurkerl zehn Semmeln zu bestücken. Gurkerlgeiz ist nicht geil.
Ich kenne keine Wurst, die nicht gut mit einem Gurkerl in einem Semmerl harmonieren würde. Einigen kann das Gurkerl dabei gar nicht knackig genug sein, andere wollen es hingegen letschert und bevorzugen Gurkenscheiben, die im Gegensatz zu den Cornichons, die Kleinsten und Knackigsten unter den Gurken, kaum noch bissfest sind. So eines findet man übrigens im Hamburger einer Fast-Food-Kette – dort spaltet es seit vielen Jahren die Geschmäcker. Einigkeit (und Begeisterung) herrschte hingegen beim Gurkerl-Text von Johanna Sebauer beim Bachmannpreis, der zu Recht zweifach prämiert wurde.
Das beste Gurkerl ist übrigens jenes, das man seinem Gegenspieler am Platz schiebt.
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