Ohne-BH-Trend: Mode muss nicht jedem gefallen

Ohne-BH-Trend: Mode muss nicht jedem gefallen
Junge Frauen verstecken ihre Brüste heute nicht mehr in einem Büstenhalter. Das mag manche irritieren - warum es trotzdem gut ist.
Laila Docekal

Laila Docekal

Neulich stand ich in einem Museum im Lift und meine Augen blieben an etwas hängen. Sie kennen das sicher: Das sind diese Situationen, wo man nicht hinschauen will, aber man traut seinen Augen nicht und schielt unweigerlich immer wieder hin.

Vor mir stand eine junge Frau in einem engen Oberteil – so weit, so unauffällig. Allerdings war durch ihr Top nicht nur ihre Brustwarze deutlich sichtbar, sondern auch das Piercing, das hindurchgestochen war. Nach meinem dritten Blick war ich sicher, sie trug tatsächlich keinen BH.

Prinzipiell alles Gründe sich zu denken: Na und? Trotzdem war ich irritiert und hinterfragte mich selbst, warum. Ich kam nicht weit, denn wenige Meter weiter kam mir schon die Nächste entgegen, deren Brust sich deutlich durch das enge Top drückte. Wer ein Aufflammen der 68-Jahre vermutet, liegt allerdings falsch. Das ist jetzt einfach Mode bei den jungen Leuten, erfuhr ich kurz darauf im KURIER.

Ob das nicht schädlich sei, ganz ohne BH, fragt so mancher Mann. Da müssten die Frauen in Ländern, wo Büstenhalter weniger üblich sind, ganz schön oft krank sein. Das Gegenteil ist aber der Fall. Manche Studien und Ärzte deuten darauf hin, dass ein enger BH den Lymphfluss blockieren und sich schädlich auswirken könnte. Eindeutige Belege gibt es dafür aber nicht und die Wissenschaft hat keine klare Antwort. Nicht zuletzt hat eine große Industrie viel Interesse daran, dass viele BHs verkauft werden.

Beim Ohne-BH-Thema hört man trotzdem: Muss das denn sein? Es rennt ja auch keiner im String-Tanga herum, weil’s gerade Mode ist. Da kann man sich aber gleich selbst an der Nase nehmen. In meiner Jugend sind wir etwa bauchfrei herumgelaufen. Manche trugen die Hose so tief, dass die Unterhose (absichtlich) herausschaute. Die Eltern mussten damals um Fassung ringen, aber: Es war eben Mode.

Wenn man in Länder blickt, wo es strenge Kleidervorschriften gibt, kann man eigentlich nur feiern, dass hier jeder und jede die Freiheit hat, sich so anzuziehen wie er oder sie will. Egal, ob es mehr oder weniger sein soll.

laila.docekal@kurier.at

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