Noch ein Baum, ein Haus, ein Kind, dann ist man endlich erwachsen
Irgendwann hat irgendwer entschieden, dass mit dem Erreichen des 30. Lebensjahres eine magische Grenze überschritten wird. Bis 29 hat man seine Ruhe, ab 30 glaubt plötzlich das ganze Umfeld, mitreden zu können, klagte die Autorin Henriette Hell, 35, vor Kurzem in einem KURIER-Interview. Seit ihrem 30er werde sie dauernd mit Fragen zu ihrer Lebensplanung konfrontiert, etwa, ob es nicht langsam an der Zeit wäre, ihre Eizellen einfrieren zu lassen oder sich nach einem potenziellen Ehemann umzusehen.
Die Berlinerin sollte vielleicht nicht ins Mühlviertel reisen. Dort gelten noch ganz andere Kriterien, wie ein Video der neuen Staatssekretärin Claudia Plakolm, das am Wochenende wieder die Runde in den sozialen Medien machte, zeigt. Zum Erwachsensein brauche es drei Dinge, sagt die 26-jährige Oberösterreicherin darin: „Man muss a Kind zeugen, man muss a Haus bauen und man muss einen Baum setzen.“ Idealerweise noch vor dem „Dreißga“.
Es ist, sofern man das selber möchte, natürlich schön, wenn man all das vor dem 30. Geburtstag erreichen kann. Die Lebensrealität abseits von Landjugend und Junger ÖVP sieht aber oft anders aus. Da gibt es im 30-plus-Bekanntenkreis beruflich höchst erfolgreiche Freundinnen, die weinen, weil ihr Gspusi nicht auf ihre Instagram-Story reagiert. Andere teilen ihr WG-Zimmer mit 27 Pflanzen oder kündigen ihre Wohnung, um in einem VW-Bus um die Welt zu reisen. Und manche sind traurig, weil sie Hochzeit, Baum und Haus abgehakt haben, der Wunsch nach einem Baby aber unerfüllbar scheint.
Gesellschaftliche Erwartungen und „Checklisten“ bis zu einem bestimmten Lebensalter können toxisch sein. Sie abzulegen, wäre ein wirklich guter Vorsatz für den nächsten runden Geburtstag.
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