Mitten ins Schwarze getroffen

Mitten ins Schwarze getroffen
"Gefährlich für die Frauen ist nicht der finstere Wald, sondern das eigene Heim“, meint Psychiater Reinhard Haller.
Yvonne Widler

Yvonne Widler

Nach meiner letzten Kolumne haben mich unzählige Nachrichten erreicht, in denen Sie sich dafür bedankt haben, dass ich hier neben den locker-flockigen Beziehungsthemen auch die ganz andere Seite thematisiert habe. Nämlich Gewalt in Beziehungen. Ich möchte heute daher noch einmal anschließen, da ich beim Zeitunglesen auf etwas Wichtiges gestoßen bin.

Bei den „Torten der Wahrheit“ handelt es sich um eine satirische Kolumne, die regelmäßig in der deutschen Die Zeit erscheint. Autorin ist Katja Berlin, Bloggerin und Autorin, die eigentlich Katja Dittrich heißt. Seit 2015 bereits betrachtet sie Gesellschaft und Politik mit einem Augenzwinkern und setzt ihre Einschätzung der Lage mit entsprechenden Grafiken um. Zuletzt erschien ein Balkendiagramm, der Titel: Wovor Frauen Angst haben. Darunter waren fünf Balken illustriert, die folgende Beschreibungen erhielten: dunkle Gassen, Waldwege, Tiefgaragen, unbeleuchtete Parks und gewalttätige Männer. Die ersten vier Balken waren kaum zu sehen, der letzte ragte als einziger weit in die Höhe. Tatsächlich trifft sie damit ins Schwarze.

Ich habe vor einiger Zeit mit dem Psychiater Reinhard Haller über männliche Gewalttäter gesprochen. Die Tötungen spielten sich bei uns meist in den eigenen vier Wänden ab, zwei Drittel davon seien Beziehungsdelikte. Oft in Zusammenhang mit Eifersucht. „Gefährlich für die Frauen ist nicht der finstere Wald, sondern das eigene Heim“, meinte er und eine neue Studie zum Thema Femizide in Österreich bestätigt dies. 80 Prozent der getöteten Frauen in den letzten 11 Jahren hierzulande kannten ihren Mörder. Was für Deutschland und Österreich gleichermaßen gilt: Die „Torten der Wahrheit“ waren selten so traurig und wahr.

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