Kleine Blutspende gefällig?

Kleine Blutspende gefällig?
Da ist es wieder, dieses hohe Surren, das sich langsam nähert, dann wieder entfernt, um plötzlich verdächtig nah zu sein.
Laila Docekal

Laila Docekal

Dieses Surren kann selbst überzeugte Tierschützer zu eiskalten Killern werden lassen. Bei manchen Männern, so scheint es, weckt es einen Urinstinkt. Da kann es mitten in der Nacht sein: Sobald sich dieses Zzzzz ins Ohr surrt, geht das Licht an und flugs steht ein kampfbereiter Musketier mit zusammengerollter Zeitung auf dem Bett. Abwartende Stille.

Schnalz. Zzzzzz. Schnalz. Stille. Zzzz... Das Duell dauert mitunter die halbe Nacht.

Als Mitbewohnerin kann man da nur die Decke über den Kopf ziehen und hoffen, dass sich das Blutvergießen in Grenzen hält. Für den Mann.

Aber auch für die weißen Wände.

Kein Wunder also, dass ich unlängst dieses nächtliche Surren unauffällig mit einem Hüsteln übertönen wollte ... in der Hoffnung, dass mein Mann bald im Tiefschlaf ist und den dreisten Eindringling nicht bemerkt. Die kleine Blutspende in Verbindung mit dem einen oder anderen Dippel opfere ich gerne für eine erholsame Nacht.

Mein Fehler war allerdings, dass ich den ungebetenen Besuch nicht für mich behalten konnte:

Schau, es ist alles halb so schlimm – du hast es ja nicht einmal bemerkt!, kicherte ich süffisant am nächsten Tag.

Da hatte ich wohl das männliche Revierdenken unterschätzt.

Welch eine Schmach! Das lässt er nicht auf sich sitzen.

Seither zieht mein Mann neue Geschütze auf, um den Unruhestiftern Herr zu werden: Jetzt muss ich mir tagtäglich neue Gitter- und Netzlösungen ansehen, die uns die Plagegeister vom Leib halten sollen.

Es ist wohl ein Urinstinkt des Menschen sein Heim zu einer Festung zu machen.

laila.docekal@kurier.at

Kleine Blutspende gefällig?

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