Der Claqueur

Der Claqueur
Über bezahltes Klatschen. Wie man sich Applaus kaufen kann.
Katharina Salzer

Katharina Salzer

Applaus, Applaus. „Die haben sicher Claqueure engagiert“, sagt die Verwandte, während das Konzertpublikum wie wild applaudiert. „Die Musiker waren gut, aber so gut wie der Applaus nun auch wieder nicht.“

Die Skepsis, dass in den Kulturstätten nicht alles mit rechten Dingen zugeht, liegt in der Familie. Der Großvater verdiente sich einst, in den 1930er-Jahren, als junger Mann ein bisserl was als Claqueur in der Wiener Staatsoper dazu. Also er applaudierte und bekam dafür Geld. Das ist nicht der schlechteste Job.

Schluchz! Der Claqueur wurde im 19. Jahrhundert in Paris erfunden. Monsieur Sauton bot eine „Assurance de succès dramatique“ an, eine „Sicherstellung des dramaturgischen Erfolges“. Dafür klatschte eine gewisse Anzahl an Menschen, die „Claque“ genannt. Manche von ihnen hatten auch die Aufgabe, sich in der Pause wohlwollend über das Stück zu äußern und so gute Stimmung zu machen. Oder an den richtigen Stellen der Aufführung zu schluchzen. Der Claqueur soll schon bald aus der Mode gekommen sein. Doch wer glaubt, der Nebenjob als Profiklatscher sei ausgestorben, der irrt. Er hat sich nur ein wenig verändert.

Like! In TV-Studios gibt es Menschen, die applaudieren oder raunen. Das ist seit vielen Jahren so. Auch politische Parteien sollen dafür sorgen, dass die „richtigen“ Menschen im Publikum sitzen. Es gibt zudem den Online-Claqueur. Wer Unterstützung für seinen Auftritt im Web braucht, kann sich Likes kaufen. Es hat sich aber nicht alles ins TV oder Internet verlagert. Eine deutsche Firma sucht Profi-Fans für die verschiedensten Events. Wenn die ersten Besucher anfangen zu jubeln, greife nach kurzer Zeit die Gruppendynamik: Das ist die Idee der Agentur. Alt, aber gut. Monsieur Sauton würde wahrscheinlich in die Hände klatschen.

Der Claqueur

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