Cosy Kerzen, nicht romantic
Seifenoper. Beim Bahnfahren eine Serie streamen oder einen Groschenroman lesen – gar nicht notwendig. Die Seifenoper gibt’s von Passagieren gegenüber, Sprachkurs inklusive. Drei junge Frauen reden über ihre Beziehungsprobleme. Eigentlich spricht nur eine von ihnen. Man will weghören, kann aber irgendwie nicht. Sie hat einen Freund eingeladen und zündet Kerzen an. „Cosy Kerzen, nicht romantic“, sagt sie den zwei Mitreisenden. Aber er hat das anscheinend nicht richtig verstanden und ist dann „urtouchy“. Das Problem löst sich. Wie, konnten die Menschen in der die Reihe gegenüber nicht hören. Es war gerade Fahrscheinkontrolle.
Happy End? Er ist jedenfalls wieder eingeladen. Andere Männer in der Geschichte kommen und gehen. Sie sind auch „cool“ (das Wort sagen die Jungen auch noch?). Leider können diese mit ihr nicht befreundet sein. „Irgendwann wollen dann alle was von mir.“ Einer war so „protective“ (gar nicht gut). Aber ein anderer entwickelt sich – gewollt – vom platonischen Freund zum Freundfreund. Warum muss die Weststrecke von Wien nach Linz so gut ausgebaut sein? Gerade wird es „romantic“, schon muss man aussteigen. Eine Stunde ein bisserl was, das ist eindeutig zu kurz.
Laut Sprecher. Zuhören in Zug, U-Bahn oder Bus – das hat schon was. Auch wenn telefoniert wird. Früher konnte man ja immer nur die eine Seite hören – und sich die schönsten Antworten selbst zusammenreimen. Es entstanden Krimis oder Beziehungsdramen nach dem Einkaufen: „Ich hab die Butter vergessen.“ Oder Lola-rennt-Ähnliches: „Ich komm ein paar Minuten zu spät.“ Heute hört man ja oft über Lautsprecher den ganzen Dialog. Damit ist die Kreativität nicht mehr gefragt. Meistens ist das ganz schön fad und lästig. Ausnahmen bestätigen die Regel.
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