Für ein Schlauchboot nach Ungarn, mit Beton begrünen

So viel Beton müsste nicht sein.
Die Stadt Wien könnte mit gutem Beispiel vorangehen und rund 2.000 Gemeindebau-Fassaden begrünen lassen. Einfach so.
Marco Weise

Marco Weise

„Was ist jetzt noch real?“, fragt mich ein Frauenmagazin im Wartezimmer meines Zahnarztes. Mhh, denke ich mir und nehme das Heft zur Hand. Aber nur kurz, weil ich dann an der Reihe war: Mundhygiene. Das volle Programm. Wie meine Zähne so bearbeitet werden, ich mich verkrampft in den Sessel drücke, wird mir eines klar: Diese Schmerzen sind echt.

Weniger echt sind dann die gefilterten Influencerinnen, die mir am Heimweg auf Instagram unaufgefordert hereingespült werden. (Was ist das bitte für ein Algorithmus?) Auffallend dabei: Schlauchbootlippen sind immer noch angesagt. Angeblich fahren dafür viele nach Ungarn, weil dort nicht nur der Zahnarzt, sondern auch das Botox (oder was dort so verabreicht wird) billiger ist. Dem österreichischen Staat dürften dabei Millionen an Steuereinnahmen entgehen. Zumindest sieht es danach aus.

Real sind hingegen die gestiegenen Preise für eigentlich eh fast alles. Mittlerweile kann man vor dem Einkauf Wetten abschließen, was im Supermarkt über Nacht wieder alles teurer geworden ist.

Real sind die vielen falschen Schiedsrichterentscheidungen trotz (oder wegen?) der VAR-Technologie in der heimischen Bundesliga. Auch hier gibt es bereits einen Fachkräftemangel, wie man unlängst im KURIER nachlesen konnte: Niemand will mehr Schiedsrichter werden.

Real ist auch die nicht aufhörende Bodenversiegelung. Ein Besuch im Nordbahnviertel genügt, um zu sehen, wie man mögliche Grünflächen am besten zubetoniert. Wo sind da bitteschön die Gesetze (und finanziellen Anreize), die Bauträger und Hauseigentümer zu mehr Grün zwingen bzw. motivieren? Die Stadt Wien könnte da längst mit gutem Beispiel vorangehen und 2.000 Gemeindebau-Fassaden begrünen lassen. Auf geht’s! Lassen wir das doch einfach Realität werden.

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