Der Sound of Heimat
Wie klingt die Josefstadt für Sie? Für mich hat der Achte immer nach der Stimme von Herrn Martin im Café Hummel geklungen (Grüß Sie, wie immer?), nach dem Abfahrtsgeräusch der 2er-Bim und den Gesprächsfetzen der Gäste, die an den Holztischen auf dem Gehsteig vor der Konoba Platz genommen haben.
Mein Bergdorf klingt nach der Stimme der Nachbarn (Ja, Frau Nachbarin!), dem Rauschen der Wälder und den Böen des Tauernwindes. – Nur ich klinge nicht, wie man in einem Kärntner Bergdorf klingt.
Nach der ersten Volksschule brachte die Mutter nichts Geringeres als eine Bergkette zwischen sich und den Vater. Das kärntnerische „Lei-Lei“ des Kindes verwandelte sich scheidungsbedingt zu einem salzburgerischen „Voi“. Später gesellte sich im Studium der niederösterreichische Heckenklescher hinzu, gefolgt von einem wienerischen – „Ur“ war es ur-sicher nicht –, aber das ein oder andere „Heast“. Kurzum: Ich bin eine sprachliche Mischkulanz, die mein Bergdorf verwirrt. Was heißt. Das ganze Bundesland zu Ahnenforschern macht. „Kärntnerin bist du aba koane“, lautet der Schnellbefund des Gegenübers. Gefolgt von einer fundierten Tiefenanalyse der Wurzeln. „Kröll? Bist a Tirolerin?“ Da hat man aber wirklich nie gelebt. Und das ist jetzt keine Schutzbehauptung aus Angst vor Ischgl-Gate.
Doch ganz tief in mir schlummert er noch. Der Sound of Kärnten. Immer dann, wenn ich Wörter im Dialekt höre, die ewig verschüttet waren, geht das Herz auf. Tschufat oder Tschatschelwerk. Dann lehne ich mich zurück und sauge mit jedem Buchstaben die Erinnerung an die Kindheit auf. Sound of Heimat.
Sie fragen, was Tschufat und Tschatschelwerk heißen? Dann werd i Ihnen des lei wohl nächste Wochen erklären miasen.
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