Das rote Sakko oder warum man den Schrank nicht ausmisten soll
Langsam in Mode. Irgendwann kommt es zu Ehren. Ganz sicher. Das rote Sakko – einst auf dem Flohmarkt erstanden – wechselt seit Jahren zwischen zwei Besitzerinnen. Manchmal gehört es der Verwandten in Wien-Mariahilf, manchmal der Autorin dieser Zeilen. Warum? Es schaut schön aus, aber seine Zeit scheint seit den 70er-Jahren noch nicht wiedergekommen. „Hast Du das Sakko noch, das Rote?“, fragt die Verwandte. Ja, klar. Es ist – wider den Rat vieler Kleiderschrankausmisterinnen im Internet – noch nicht aussortiert. „Jetzt würde ich es doch anziehen wollen.“ (So geht das immer.) Die Verwandte hat ein ähnliches Modell bei einer bekannten Modemarke gesehen. Also wird das Sakko in ein Sackerl gepackt.
Keine Fast Fashion. Nicht immer muss man alles gleich entsorgen. Das gilt für das 50er-Jahre Blouson des Großvaters genauso wie für die Smokinghemden aus den 80ern. Afrika geht unter in Altkleidern. Manche Stücke verdienen es, getauscht zu werden – oder verkauft. Eine Freundin erstand eine Bluse der Autorin, damals um zehn Schilling. Wenige Jahre landete sie wieder daheim in Penzing, der Betrag war ein Euro. Jetzt ist sie kaputt, zu Ende getragen. Sie ist nun ein Putzfetzen. Das rote Sakko mit seinem bockigen Stoff wird ein paar Jahre mehr aushalten und vielleicht noch einmal in den eigenen Kleiderschrank zurückkommen.
Entsorgung. Übrigens: Wer Jeans, Pullover und Co spenden will, sollte darauf achten, dass sie sauber und unbeschädigt sind. Grundsätzlich könnte man aber der Aussage der Designerin Vivienne Westwood folgen: „Buy less. Choose well. Make it last.“ Weniger kaufen, gut aussuchen, gut damit umgehen. Denn der Altkleiderberg wächst weiter und weiter. Und das ist ein Umweltproblem.
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