Begegnungen der seltsamen Art in den Wiener Öffis
Unheimlich. Es scheint, als würden die eigenartigen Begegnungen in den Wiener Öffis häufiger werden. Vielleicht ist man aber nach vielen Tagen im Homeoffice auch nichts mehr gewohnt. Da gibt es die unangenehmen Ereignisse: „Sie werden nur mehr ein bis drei Jahre leben, wenn Sie geimpft sind“, sagte eine seriös aussehende Dame unlängst in der U-Bahn. „Doppelt geimpft“, schoss sie nach. Etwas sagen, oder nicht? Sie stieg aus, bevor eine Entscheidung fiel – bei allen Fahrgästen. Jedenfalls könnte die Anmerkung der Frau ein Anlass sein, zumindest das kommende Jahr so richtig zu genießen. Vielleicht auch viele weitere Jahre.
Wienerisch. Charmant – wie man in dieser Stadt nun mal ist – stritten zwei Männer wenige Tage zuvor in der Straßenbahn. Das Thema, wie könnte es anders sein: Impfen. „I lass mi net zwingen“, erklärte der eine ungefragt mehrfach hintereinander, immer lauter werdend. „Geh hoit de Pappen“, der andere. Er hat zumindest etwas gesagt. „Von dir lass I mir gar nix dazöhn“, der andere. Also stand man wieder am Anfang der Diskussion. Die Endstation kam bald.
Wütend. Der Schein trügt übrigens nicht. Immer öfter regt sich in der Bevölkerung in der Corona-Zeiten Wut, die überkochen kann, das berichteten wir diese Woche. Aggressionen wurzeln in Gefühlen der Beklemmung und Ohnmacht, auch Frust und Angst können sich zu Wut auswachsen.
Unheimlich nett. Da gibt es aber auch die angenehmen Ereignisse. „Ich wünsche Ihnen einen verzauberten Tag“, erklärte ein Obdachloser in der U-Bahn, den Menschen, die ihm Kleingeld zugesteckt haben. Und den anderen auch. Da kann ich mich nur anschließen. Genießen Sie den Sonntag.
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