Ja, es geht hier um Meghan, Harry und die Queen. Mitten in der Pandemie, in der uns auch sonst politisch nicht fad wird, steht die Welt ein Interview lang still. Und kümmert sich plötzlich um die Gefühlswelten jener Menschen, die man sonst nur von jenen Zeitungsseiten kennt, die keiner zu lesen zugibt und die trotzdem oft die meistgelesenen sind.
Wie immer, wenn es um scheinbar Triviales geht, werden unsere gesellschaftlichen Prioritäten gleich mitdebattiert. Es gibt die, die sich das Interview anschauen – und sich über Meghan oder das Königshaus aufregen. Dann gibt es die, die sich drüber aufregen, dass sich Menschen das ernsthaft anschauen, weil: Bitte haben wir keine anderen Sorgen? Dann gibt es noch die, die sich drüber aufregen, dass sich die Aufreger aufregen, weil wer sich das anschauen will, soll doch bitte. Und so weiter.
Dabei kommt dieses Interview zur allerbesten Zeit. Es lehrt uns nämlich (womit wir wieder bei Shakespeare sind) etwas über den Menschen. Denn einen Tag lang gibt es etwas anderes zu besprechen als Totenzahlen, Inzidenz, Politskandale und sonstige traumatische oder verbitternde Wichtigkeiten. Einen Tag lang ging es um das, was den Menschen ebenso stark ausmacht wie die Sorge um Leib und Leben: Er ist ein gesellschaftliches Wesen, das sich auch vom angeblich Trivialen nährt.
Und da gab es zuletzt eine Hungersnot sondergleichen.
Der Mensch wurde einst zum Menschen durch die Geschichten, die wir einander erzählen. In diesem Fall ist es ein Märchen – von der Schauspielerin, die fast Prinzessin wird. Aber es ist auch eine Sage: Man lernt viel über die Monster im Innersten der Mächtigen. Die Liebe zu solchen Erzählungen ist keine Nebensächlichkeit. Sondern ein Grund-, ein Urbedürfnis, der Kitt auch einer demokratischen Gesellschaft – und daher hoch politisch. Ausgerechnet ein royaler Skandal hat uns nun daran erinnert.
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