„Liebe...“: Die ROMY, die polarisierte

Ein deutscher Satiriker rutschte in Wien auf dem Gag-Teppich aus, und Armin Wolf war frech.

Es gab wahrlich schon weniger Aufregung um die ROMY. Der Film- und Fernsehpreis, den der KURIER alljährlich vergibt, stand heuer im Zeichen der Meinungsfreiheit. Nicht programmatisch, aber von den Ausgezeichneten unter couragierter Ausdehnung des Begriffes so genutzt.

Den Anfang machte Comedian Jan Böhmermann, der bei der Akademie-ROMY am Don- nerstag von der Jury für die Sendung „Prism is a Dancer“ ausgezeichnet wurde. Er nahm die ROMY nicht selbst entgegen, hinterließ aber ein Dankesvideo, das ein lautes Echo hatte: Unter anderem beschimpfte er die Regierungsspitze und begrüßte die Österreicher mit „Liebe Hurenkinder“. Die Aufregung war entsprechend groß: „Eklat bei Romy-Gala“ titelte die Boulevardzeitung Österreich in allerhöchster Aufregung: „Schon die Verleihung des ROMY-Akademiepreises an den deutschen Satiriker Jan Böhmermann war grenzwertig“, fand die Zeitung.

Etwas weniger hysterisch könnte man konzedieren: Jan Böhmermann war zwar nicht gekommen, nahm aber den Hauptpreis mit nach Hause: größtmögliche Empörung. (Immerhin muss man ihm zugute halten, dass der Sager von Didi Hallervorden, seine ROMY „Heim ins Reich“ zu nehmen, noch weniger Charme hatte – wie halt Deutsche in Österreich lustig sind).

Ausgewählt wurde der Preisträger im konkreten Fall von einer Jury. Diese besteht aus Fachjournalistinnen und - journalisten verschiedenster Printmedien. (Wolfgang Fellners Österreich hat seit heuer keinen Juror mehr, insofern war die Aufregung aus Sicht seiner Zeitung wahrscheinlich noch gefahrloser herzustellen.)

What the... „Biep“?

Während der KURIER sich entschied, das geschmacklich nicht ganz unbedenkliche Böhmermann-Video zu zeigen, hatte der ORF im Vorfeld der Gala ganz andere Sorgen: Am Samstag warf die ROMY indirekt ihre Schatten voraus, als ein Video der Comedians maschek erneut in die ORF-TVthek hochgeladen wurde – allerdings verstümmelt.

Die Comedians hatten in „Willkommen Österreich“ in ihrem Sketch zu Vizekanzler Heinz-Christian Strache die Worte „vom Neonazi zum Sportminister – eine typisch österreichische Karriere“ verwendet. Der ORF nahm daraufhin das Video aus der TVthek. Erst als maschek ein – trotzig gesprochenes – „Biiiiiiiiiep“ über die Passage legten, durfte es wieder online gehen. Der ORF rechtfertigte den Schritt mit rechtlichen Bedenken, ohne diese konkret zu erläutern.

„Weil der Herr General...“

Die daraufhin wogende Debatte über Meinungsfreiheit und Freiheit der Kunst, vorauseilenden Gehorsam oder Druck der Regierung war am Samstag das Gesprächsthema der ROMY-Gala.

Preisträger Armin Wolf nahm darauf in seiner Dankesrede pointiert Bezug und ließ weder seinen Generaldirektor Alexander Wrabetz noch Medienminister Gernot Blümel ungeschoren davon kommen: „Weil der Herr Generaldirektor hier sitzt. Ich würde mir wünschen, dass wir weiterhin aufrecht und selbstbewusst, unabhängig nach allen Seiten kritischen Journalismus machen, schmissige Dokumentationen und scharfe Satire nicht nur produzieren, sondern auch senden. Und das auch möglichst ohne Beep. Zu Tode gefürchtet ist auch tot“, ätzte Wolf.

Wrabetz gratulierte noch in der Nacht allen Preisträgern des ORF. Dass dabei der „ZiB2“-Star unerwähnt blieb, sorgte für Lacher. Medienminister Blümel schaute lediglich pikiert in die Kamera, twitterte aber keine Gratulationen.

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