Leuchtendes Vorbild oder Strohfeuer?

Nur über Ausländerpolitik wird noch emotionaler diskutiert als über Frauenfußball.
Martina Salomon

Martina Salomon

Wird jetzt Red Bull zu Red Cow?

von Dr. Martina Salomon

über die Folgen des Frauenfußball-Wunders.

Gibt es in Österreich eigentlich noch ein Gesprächsthema neben der Migrationspolitik? Ja – Frauenfußball! Interessanterweise lässt das (auch in der KURIER-Redaktion) fast niemanden kalt, vor allem die Männer nicht. Die einen fiebern mit den Sportlerinnen mit, die anderen machen sich über einen läppischen Hype lustig. Die Frauenministerin wiederum freut sich über die Vorbildwirkung ("Frauen und Mädchen können alles"). Doch in Wahrheit ist diese Erfolgsstory nur eines von vielen Mosaiksteinchen für die Sache der Frauen – und auf jeden Fall freudvoller als Binnen-I-Verordnungen und Genderschwerpunkte.

Leider wird über Frauenpolitik ja noch immer recht holzschnittartig diskutiert, und das ZiB2-Interview mit der zuständigen Ministerin Rendi-Wagner ( SPÖ) zum "Equal Pension Day" war dafür wieder ein gutes/schlechtes Beispiel. Dass so wenig weitergehe, liege auch an Justiz-, Innen- und Finanzminister (zufällig alle ÖVP). Ansonsten? "Wir müssen laut sein."(Ah eh.) Frauen sollten im Fußball so viel verdienen wie Männer. (Klar, wenn bei jedem künftigen Spiel eine Million zuschaut, wird sicher auch "Red Bull" bald zu "Red Cow" mutieren.) Und die Pensionsschere muss geschlossen werden. (Dann hätte man halt auch dafür sorgen müssen, dass Frauen im ASVG nicht fünf Jahre früher als Männer in reguläre Pension gehen dürfen/müssen.)

Frauenbewegt in den Wahlkampf

Wir erleben derzeit dennoch einen "Sommer der Frauen": Im Kino spielt man "Wonder Woman", und die Politik reißt sich um weibliche Namen auf ihren Nationalratswahllisten. Wobei wie auch bei männlichen Promis die Gefahr der reinen Show groß ist: Man holt sich jemanden im Wahlkampf für die "Auslage".

Auch Unternehmen ringen um mehr Frauen – vor allem deshalb, weil es die Politik zwangsverordnet hat. Die verpflichtende Frauenquote für Aufsichtsräte ist leider Bewusstseinsbildung mit dem Holzhammer. Zuerst müssten ja die mittleren Führungsebenen weiblicher werden, damit dann ganz oben genügend Profis ankommen.

Manche der redlich Frauenbewegten leben durchaus im Wolkenkuckucksheim. Verfolgen sie das Wachsen einer muslimischen Parallelgesellschaft, in der Frauen nichts gelten und Homosexuelle verfolgt werden, genauso leidenschaftlich wie die böse Macho-Welt der Konzerne? Fördern wir nicht alle mit unserer übergroßen Toleranz die Intoleranten?

Dass wir insgesamt eine friedlichere, gerechtere Welt hätten, wenn nur noch Frauen das Sagen haben, ist hingegen eine Mär. Auch wenn im Frauenfußball tatsächlich mehr Fairness und weniger Drama herrscht. Studien zeigen, dass in der Wirtschaft (und wohl auch in der Politik) gemischte Teams am besten funktionieren. Freuen wir uns, dass Österreich in diesem Sommer ein Land der Vorzeigefrauen ist. Und hoffen wir, dass die Erfolgssträhne der Kickerinnen nicht am Sonntag reißt. Und wenn schon. Diese jungen Frauen sind gut und haben Spaß am Spiel.

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