Debatten über Wetter, Teilzeit und Gaza: Ein Mittsommernachtstraum

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Die meisten Debatten, die wir bisher im Sommer verfolgen konnten, waren ungefähr so differenziert wie das Wetter. Vielleicht wird’s im August heller.
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Willkommen zur Mitte des Films“, heißt es im „Sinn des Lebens“ von Monty Python, und es gibt einen Moment des Innehaltens. Sagen wir, in Abwandlung dessen, an dieser Stelle kurz: „Willkommen zur Mitte des Sommers“, immerhin ist der Juli nunmehr vorbei. 

Leider ist die Betrachtung dessen, was bisher passiert ist, und vor allem dessen, wie damit umgegangen wurde, nicht ganz so komisch.

Zunächst einmal das Wetter: Das war bisher ein Witz, aber nicht lustig. So viel geregnet wie in diesem Juli hat es seit Jahren nicht. Für das Wetter können wir alle nichts – oder sehr viel, wenn wir an dieser Stelle die große Kiste Klimawandel öffnen –, der Umgang damit zeigt aber ideologisch verbrämte Vorurteile. Geradezu selbstverständlich hat man allerorts Stimmen vernommen, die Wetter und Klima vermischen und uns weismachen wollen, dass die Erderwärmung eine Lüge sei. Ja, der Sommer ist bisher nur eine Behauptung, aber fest steht: Auch Wetterextreme sind auf unserem Mist oder unseren Autos gewachsen.

Vom Verbrenner zu einem anderen Dauerbrenner im bisher kalten Sommer: zur Debatte über die in Österreich im EU-Vergleich hohe Teilzeitquote. Auch hier spielt Ideologie eine enorme Rolle in der Bewertung. Es stimmt schon, dass manchen Menschen die sogenannte Work-Life-Balance (was für ein dummes Wort – als wäre work nicht immer Teil des lifes) wichtiger und wichtiger wird. Es stimmt aber genauso, dass die Quote deshalb so hoch ist, weil die Erwerbstätigkeit von Frauen gestiegen ist, stärker als etwa in Griechenland, das Österreich immer vorgehalten wird. Vielleicht hat also Teilzeit durchaus auch ihr Gutes, man muss es nur differenziert bewerten.

Das heikelste Thema des bisherigen Sommers ist ein zutiefst trauriges: die schreckliche Situation in Gaza und wiederum der Umgang damit. Auch hier ist viel ideologiegesteuert, und es ist schwer nachvollziehbar, warum man nicht gleichzeitig den Auslöser, nämlich den Terror der Hamas, verurteilen, und sich trotzdem für Frieden einsetzen und der Kritik am israelischen Vorgehen anschließen kann.

Man sieht vielleicht, worauf dieser Einschub zur Mitte des Sommers hinauswill: auf einen inhalts-basierten Diskurs, der von Argumenten, nicht von politischen Positionen getragen wird, quer durch alle Bereiche, sowohl bei Soft News, also auch bei tragischen Themen. Leider ist genau das nicht mehr gefragt, und immer mehr lassen sich von ihrer Position keinesfalls durch Fakten abbringen.

Egal wie man zum Wetter oder zu Trump, zur Koalition oder zum Sparen steht: die Debatte, ob im kleinen Kreis oder öffentlich, ist zur Behauptung verkommen. Und selbst Regen spielt am Ende Populisten in die Karten. Dabei sollte der August die Zeit des Zeithabens und der Reflexion sein.

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