Was ist bei Politikern privat?

Lena Schilling
Die Causa Schilling trifft eines der sensibelsten Themen der Politik: Was geht Wähler etwas an – und was eigentlich nicht?
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich ein Vizekanzler öffentlich über „anonymes Gemurkse“ und „Gefurze“ echauffiert. Allein deshalb ist beachtenswert, was sich jüngst im Parlamentsklub der Grünen zutrug: Sprichwörtlich über Nacht hat Parteichef Werner Kogler zu einer Pressekonferenz geladen. Wie wichtig ihm und den Grünen die Sache ist, konnte man bereits daran ablesen, dass Koglers zwei Stellvertreter sowie die amtierende Klubobfrau zugegen waren. Der politische Auftrag der versammelten Parteispitze: eine Solidaritätsadresse für Lena Schilling.

Stunden zuvor war eine seit Wochen in Wien kursierende Unterlassungserklärung publik geworden, die ein Medienhaus zum Anlass nahm, um die charakterliche Integrität der 23-jährigen EU-Spitzenkandidatin zu hinterfragen. Schilling habe ein „problematisches Verhältnis zur Wahrheit“; sie hinterlasse verbrannte Erde.

Es ist die Unbestimmtheit dieser erstens anonym vorgebrachten und zweitens tief ins Private reichenden Vorwürfe, die Kogler & Konsorten wütend macht und von „Gemurkse und Gefurze“ reden lässt. Es laufe eine üble „Schmutzkübel-Kampagne“, die rein gar nichts mit Politik zu tun habe.

Kommentare