Warnung vor der FPÖ: Ein Wahlkampf mit bekannten Mustern

Warnung vor der FPÖ: Ein Wahlkampf mit bekannten Mustern
Die Warnung der Besorgten vor Rechts ist eine (meist) redliche, aber fast immer vergebliche Übung und bewirkt eher das Gegenteil.
Martina Salomon

Martina Salomon

Der Wahlkampf liegt nun fast hinter uns. Und wieder konnte man das ewig gleiche Spiel beobachten, das am Ende lediglich der Selbstvergewisserung einer Gruppe Gleichgesinnter dient: In diesen Kreisen ist es opportun, vor Wahlen den Nazi-Teufel an die Wand zu malen, um ein weiteres Erstarken der FPÖ zu verhindern – was meist das Gegenteil bewirkt. Somit erschien der Spiegel in seiner Österreich-Ausgabe mit einem gruseligen Kickl-Cover, besorgte Künstler starteten Aufrufe, und das Burgtheater kooperiert nun mit den „Omas gegen Rechts“.

Den Vogel abgeschossen hat diesmal aber der Volkstheater-Intendant, der von seiner eigenen, desaströsen Publikumsvertreibung mit einem eher jenseitigen Video ablenken wollte. Natürlich kamen Naziuniformen darin vor (und eher unmotiviert auch der KURIER, auf den buchstäblich „geschissen“ wurde). Das alles aber hat nur zur Folge, dass die ohnehin gelegentlich zu Verfolgungswahn neigende Gruppe der freiheitlichen Fans in ihren wildesten Vermutungen einer linken Weltverschwörung bestätigt wird.

Schon Jörg Haider trommelte 1994: „Sie sind gegen ihn. Weil er für euch ist.“ 2008 verwendete Heinz-Christian Strache diesen Spruch, heuer auch Herbert Kickl. Und selbst die deutsche AfD hat ihn schon einmal abgekupfert.

Die bittere Wahrheit ist: Die FPÖ ist, was Wahlkämpfe betrifft, am modernsten, das war auch in diesem Wahlkampf sichtbar. Sie hat bereits vor 15 Jahren ihren eigenen Social-Media-Kanal gegründet und beherrscht seither das politische Influencertum wie keine andere Partei. Dagegen haben heuer die Plakate von Schwarz und Rot wie ein konventioneller Abklatsch der Achtzigerjahre gewirkt.

Die Wahlkampfthemen hingegen haben der FPÖ diesmal nicht in die Hände gespielt: von Reichensteuer bis Hochwasser. Die Menschen spüren außerdem, dass schwierige Jahre vor uns liegen. Das hat ganz zuletzt der amtierenden Kanzlerpartei doch noch einen Schub verliehen: Karl Nehammer konnte sich als zwar unglamouröser, aber verlässlicher erster Offizier des Landes präsentieren. Das macht weniger Lust auf eine „Denkzettelwahl“, wie es den Freiheitlichen immer schon genutzt hat.

Dennoch werden die Blauen am Sonntag stark abschneiden. Viele Wähler fürchten sich nämlich trotz aller Unkenrufe weniger vor einem drohenden Orbánistan, als vor unkontrollierter Zuwanderung und sinkender Sicherheit im Land. Die nächste Regierung – auch jene in Brüssel samt dem neuen Kommissar aus Österreich – wird sich darum kümmern müssen, genauso wie um die beunruhigend schwächelnde Wirtschaft. Ab Montag liegt eine lange, mühevolle Regierungsbildungsphase vor uns. Theaterdonner wird wohl auch dabei sein.

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