Im britischen Finanzministerium gehört es laut einer Legende zur Tradition, bei einem Regierungswechsel dem Nachfolger einen Zettel zu hinterlassen. Auf diesem stehen dann die Worte: „Ich fürchte, es ist kein Geld da.“
Nun steht wieder ein Regierungswechsel in Großbritannien an. Bei den Unterhauswahlen deutet laut Umfragen alles auf einen Erdrutschsieg der linken Labourpartei hin. Weil die konservativen Tories das Land an die Wand gefahren haben.
Die Lage ist so verzweifelt, dass Labour sogar seinen Schrecken für große Teile der Wirtschaft und der Börse verloren hat. Labour verspricht soziale Reformen, aber ohne „neue Schuldenorgien“. Sofern nicht der Zaubereischüler Harry Potter Schatzkanzler werden sollte, ist unklar, wie das gehen soll.
Die britische Schuldenquote ist in den letzten zwölf Monaten von 96 auf 99,8 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegen – der höchste Stand seit mehr als 60 Jahren. Es ist also tatsächlich kein Geld da.
Die Briten wählen am Donnerstag. Da feiern die USA den Unabhängigkeitstag. Nach seinem jüngsten TV-Auftritt gegen Donald Trump wird es der letzte Independence Day für Joe Biden als Präsident sein. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird der erratische Immo-Entwickler im November wiedergewählt. Unter Trump sind von 2016 bis 2020 die US-Staatsschulden explodiert und betragen jetzt umgerechnet unvorstellbare 33.000 Milliarden Euro.
In Frankreich findet schon heute die erste Runde der Parlamentswahlen statt. Laut jüngsten Umfragen wird die rechtsextreme Partei von Marine Le Pen den erwarteten Sieg einfahren. Gefolgt von der Neuen Volksfront (eine Bezeichnung wie aus den 1930ern), einem Bündnis aus Kommunisten, Grünen, Sozialisten und anderen Linken. Das Lager von Präsident Emmanuel Macron wird nach der Schlappe bei den EU-Wahlen das nächste Waterloo erleben.
Dann wird Frankreich zu einer Art „Weimarer Republik“. Mit zerbröselter politischer Mitte und aufsteigenden Rechtsradikalen und Linkspopulisten. Deren realitätsfremde Wahlprogramme versprechen milliardenschwere Sozialpakete. Mit Geld, das, wie in London oder Washington, gar nicht vorhanden ist.
Die EU-Kommission hat gerade ein Verfahren gegen Frankreich eingeleitet, weil die Neuverschuldung viel zu hoch ist und das Land den dritthöchsten Schuldenstand in der EU hat, nach Griechenland und Italien. Le Pen und ihre Partei werden darauf pfeifen, sollten sie in die Regierung kommen. So wie auf die ganze EU.
Ob Macron all dies bedacht hat, als er völlig unvermutet die Neuwahl vom Zaun brach? Napoleon Bonaparte hat er jedenfalls nicht studiert. Der sagte: „Wenn man Dummheiten macht, sollten sie wenigstens gelingen.“
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