Jetzt sind Sie dran, und jeder, der dieses Land liebt, in welcher Form auch immer, also hoffentlich fast alle, sollte von diesem Wahlrecht Gebrauch machen. Leider ist das einst schwer Erkämpfte international mittlerweile keine Selbstverständlichkeit mehr, in vielen Ländern kommen Parteien an die Macht, die es aushöhlen wollen. Wählen, das Recht zur Mitbestimmung, solange sie möglich ist, ist also höchste Bürgerpflicht.
Wahltag ist Zahltag, heißt es oft. Aber was bedeutet das? Ist Zahltag nur die Abrechnung mit allem, was nicht gepasst hat, die Äußerung der Wut über das zähe Schnitzel? Oder gibt es auch zufriedene Kunden, die der Meinung sind, dass es uns im Gasthaus Österreich noch recht gut geht?
Nach der Wahl ist vor der Wahl, lautet ein anderes Ondit – das wäre überhaupt das Schlimmste, wenn es bei den Koalitionsverhandlungen solche Zerwürfnisse gibt, dass diese gleich in Neuwahl münden. Die Gefahr ist diesmal nicht gering.
Jetzt also Sie, dann sie, die gewählten Mandatarinnen und Mandatare, dann kommt ihre Zeit, dann geht es erst richtig los. Dann müssen sie, wenn sie sich einmal formiert haben, Politik für Österreich machen und nicht nur für ihre Klientel. Dann brauchen sie einen langen Atem für die Mühen der Ebene, statt eines gehechelten Schielens auf schnellen Erfolg und Likes in unserer Social-Media-Welt. Dann müssen die großen Probleme angegangen werden, die auch die ehemalige Insel der Seligen wachrütteln. Dann geht es um Bildung und Ökonomie, um Klimaschutz und Zuwanderung, um Regional- und Geopolitik. Dafür muss man sogar weiter denken als bis 2029.
Der Wahlkampf war die Zeit der Schärfung eigener Positionen, nun sollte es um die gemeinsamen gehen, um den größtmöglichen Nenner, um das Aufeinanderzuschreiten statt voneinander Abweichen. Ob die Koalitionsverhandler die selben sein werden wie die Wahlwerber, wird sich zeigen. Zunächst aber schauen sie bis Sonntag, 17 Uhr, auf Sie. Und das ist der Tag, gut zu überlegen und mit dem kostbarsten Gut der Demokratie nicht leichtfertig umzugehen.
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