Sprachnachrichten sind so inflationär wie der Trend der Dubai-Schokolade. Der Inhalt beider wird maßlos überschätzt, wenngleich der Akt des Aufnehmens- wie Abhörens der Ansagen für Außenstehende durchaus akrobatisch anmutet und allein deshalb unterhält. Da wird das Smartphone, einem Serviertablett gleich, vor den Mund gehalten, um alles zu erzählen. Von unendlich Belanglosem bis als wichtig Erachtetem – zumindest mit ebensolchem Impetus Vorgebrachtem.
Statt in der Post-Mobilbox-Phase, in der wir angekommen sind, „zum Hörer zu greifen“, greift heute die Phrase: „Red mas in a Sackerl und stöhs vor die Tür. Ich hörs mir später an.“
Bemerkenswerter Anblick
Wenn es an dieser Tür dann klopft, die Sprachnachricht also versendet ist, hält der Empfänger das Handy nun selbst wie sonst nur Oberkellner ein schweres Tablett auf Schulter- und damit Ohrenhöhe. Ein nicht minder bemerkenswerter Anblick, der zum Nachdenken anregt.
Wie viele Sprachnachrichten bleiben ungehört? Wie viele der minutenlangen Ansagen, die in Ermangelung eines Gegenübers Ähnlichkeiten mit Selbstgesprächen aufweisen, werden in 2-facher Geschwindigkeit abgespielt, weil der Empfänger dafür keine Zeit hat oder haben will? Um wie vieles persönlicher, zeiteffizienter, inhaltlich ergiebiger wäre es, das direkte Gespräch zu suchen und zu führen?
Um wie viel erkenntnisreicher dem Vis-à-vis live und eben nicht zeitversetzt durch Gestik wie Mimik zu verstehen zu geben, dass man Aufmerksamkeit und Gehör schenkt? Dass man versteht oder eben nicht.
Politik via WhatsApp
Die Möglichkeiten der Mobilkommunikation macht auch vor der Politik nicht halt, sondern selbige sie sich natürlich zunutze. Und so kann jede/r den Parteichefs der künftigen Koalition oder der größten (Oppositions-)Partei auf WhatsApp folgen.
Wer zu den rund 13.000 WhatsApp-Abonnenten von Herbert Kickl gehört, dem wird „Frohe Weihnachten“ gewünscht, der wird von Karl Nehammer (12.000 Abonnenten) oder Andreas Babler (6.000) über „weitere, intensive Verhandlungen“ informiert, von Beate Meinl-Reisinger (4.000) auch über Wichtelgeschenke. Steht der private wie auch politisch-professionell betriebene Aufwand dafür? Oder macht man es, weil es vermeintlich alle machen, gar keine Widerrede im persönlichen oder Nachfrage im medialen Kontext erwünscht ist? Wäre weniger dafür direkter mehr? Mehr Aufmerksamkeit, Widerspruch aber auch Zuspruch? Um das rauszufinden, muss man einfach nur anklopfen.
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