Zum Tod von Richard Lugner: Er war der letzte Hofnarr

Richard Lugner
Eine Gesellschaft braucht Typen wie den Baumeister, dessen Narrenkappe der Zylinder war. Er war Clown und Spiegel zugleich.
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Bisher galt Peter Prosch als Österreichs letzter Hofnarr, ein klein gewachsener Tiroler, der 1757, damals ein 13-jähriges Kind, plötzlich vor Maria Theresia stand. Er konfrontierte sie mit seinem Wunsch nach einer Schnapsbrennlizenz, sie fand ihn wahn-sinnig lustig und gab ihm nicht nur die Lizenz, sondern auch Geld für die Unternehmensgründung und einen Job am kaiserlichen Hof. So wurde er zu einem hochgeschätzten und weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannten Hofnarren.

Was das mit Richard Lugner zu tun hat? Einiges. Der Baumeister stand durchaus in der Tradition der Hofnarren – und das ist keine Beleidigung, sondern fast ein Adelsprädikat. Hofnarren hatten eine zentrale Funktion: Sie erinnerten die Herrscher an ihr Dasein als Sterbliche, sie konnten unter dem Deckmantel des Humors und Klamauks Dinge sagen, für die andere geteert und gefedert worden wären, sie waren das Bindeglied zwischen Volk (und dessen Meinung) und der Macht. All das traf auf Richard Lugner zu. Somit hat er den Tiroler Peter als letzten Hofnarren abgelöst. Bei „Wir sind Kaiser“ mit Robert Palfrader trat er sogar in dieser Rolle auf.

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