Im Grunde gibt es ja über jede Branche ganz viel Böses zu sagen: Ärzte? Die Kassen zahlen nur Massenabfertigung. Immobilienwirtschaft? Liegt am Boden. Autoindustrie? Wandert nach China ab. Unternehmertum? Viel work, wenig life. Polizei? Viel zu gefährlich! Das lässt sich erweitern: Elternschaft? Kriegt um Himmels willen keine Kinder, die saugen euch finanziell und nervlich aus. Öffi-Fahren? Nur für Nervenstarke. Theater-Abo? Langeweile-Alarm!
Warum sind wir alle so griesgrämig geworden und so neidig, weil gefühlt alle anderen ein besseres Leben führen? Dabei strömen Millionen aus verarmten Ländern nach Europa, weil sie nach unserer Façon leben wollen. In Amerika oder im aufstrebenden Asien beklagt sich so gut wie niemand über seinen Job, obwohl Krankenstand oft unbezahlt ist, Urlaub ein Bruchteil unserer Zeiten beträgt, und noch nie jemand etwas von Umsatzersatz, Kurzarbeit, Frühpension oder Klimabonus gehört hat.
Wie erfreulich, wenn es gute Nachrichten aus Bereichen gibt, wo besonders gerne schwarzgemalt wird. So belegt eine diese Woche veröffentlichte Studie der Statistik Austria, dass die Lehre den raschesten Berufseinstieg aller Ausbildungsformen ermöglicht. Eineinhalb Jahre nach Abschluss verdienen Lehrabsolventen sogar mehr als die Abgänger höherer Schulen. Und der Salzburger Gastronom Florian Unseld meinte kürzlich in einem KURIER-Interview: „Das Image der Kellner ist negativ, ich weiß nicht, warum. Es gibt aus meiner Sicht keinen handwerklichen Beruf, wo man so viel verdient, wie als Kellner. Der Kellner ist der Gastgeber und immens wichtig für einen Betrieb. Gute, vor allem österreichische Kellner sind megaerfolgreich und sehr begehrt.“
Daher: „Look at the bright side of life“! Noch befinden wir uns nämlich auf einem grandiosen Kontinent. Er ist bedroht durch eine düstere Weltlage, aber auch durch unseren eigenen, sehr „europäischen“ Pessimismus.
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