Aber auch Spionage im Micky-Maus-Stil, jene auf dem Küniglberg, ist unerträglich. Da ist anscheinend ein Vorturner bereit, einen umstrittenen Politiker (nicht dafür bekannt, dem betreffenden Unternehmen Gutes zu wollen) mit geheimen Infos zu versorgen, um in der Moderatorenriege eine Etage aufzusteigen. Dass man in manchen Bereichen nur über die Politik Karriere machen kann, ist hinlänglich bekannt. Diese dokumentierte Unverfrorenheit zeigt aber auf üble Weise, wie es offenbar manche sogar darauf anlegen, für egoistische Zwecke ihr Berufsethos zu verkaufen.
Wenn wir schon beim Küniglberg und bei der Politik sind: Es ist wirklich arg, wie die Regierung den ORF mit der verpflichtenden Offenlegung aller Bezieher von Gagen über 170.000 Euro ans Messer geliefert hat. Die öffentliche Empörung war ebenso absehbar wie berechnet, immerhin lässt sich damit wunderbar Wahlkampf betreiben. Und alle politischen Funktionsträger, die nun lautstark gegen die Gehälter auftreten, sind Teil jenes Systems, das sich weniger um das Programm schert als um die eigene Bildschirmpräsenz.
62 Mitarbeiter (von 3.500) liegen über der von der Regierung willkürlich gesetzten Schamgrenze. Was hätte denn anderes passieren sollen als ein sofortiges Ausbrechen einer Neiddebatte bis hin zu Beschimpfungen und Drohungen? Ja, es gibt in dieser Liste Absurditäten und sicher auch Ungerechtigkeiten, die man als Haushaltsabgabe Zahlender kritisieren kann. Aber es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Stars und Verantwortungsträger eines derart in der Öffentlichkeit stehenden Betriebes sehr gut entlohnt werden. Und es gibt im TV-Business branchenübliche Gagen, die anderswo viel höher liegen. Eine grundsätzliche Debatte über Einkommensfairness lässt sich anhand des ORF nur bedingt führen.
Jedenfalls hat man wieder einmal gesehen: Österreich ist nicht reif für die Offenlegung von Gagen, weil den am lautesten Schreienden nicht wichtig ist, was sie selbst verdienen, sondern dass die anderen nicht mehr verdienen. In zahlreichen anderen Ländern schaut man auf zu Spitzenverdienern, hier tritt man ganz gerne auf sie hinunter. Und über vorgefasste Urteile kommt man kaum je hinaus.
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