Der Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger hat sich vor sieben Jahren eingebildet, dass Dietmar Kerschbaum der richtige Intendant für das Brucknerhaus sei. Aufgrund welcher Fachkenntnis er zu diesem Schluss kam, ist nicht verbürgt. Kerschbaum wurde von einer zwölfköpfigen Jury mit eindeutiger Mehrheit zum künstlerischen Leiter der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA und somit des Brucknerhauses bestellt.
Nach einigen Jahren in dieser Position kamen In-sich-Geschäfte, Auslagerung von Programmgestaltung an einen Agenten und viel Fragwürdiges mehr ans Licht. Das führte zur Entlassung von Kerschbaum. Mittlerweile geht es aber nicht mehr darum, was er geleistet, nicht geleistet oder sich geleistet hat, sondern um die Involvierung der Politik. Der Bürgermeister hat allen Ernstes Kerschbaum Hearing-Fragen vorab weitergeleitet – und man kann sich ausmalen, wie er ihn hinter den Kulissen noch forciert hat.
Nun glaubt freilich kein vernünftiger und an Österreichs Usancen geschulter Mensch, dass Absprachen im Vorfeld unüblich seien. Aber dieses Verhalten von Luger zeigt nicht nur mangelnde Sensibilität und Naivität, sondern geht wohl in Richtung Untreueverdacht, wenn mit öffentlichem Geld derart willkürlich umgegangen wird, ohne jede Kompetenz in der Sache.
Politik hat immer die Aufgabe, die besten Köpfe für solche Jobs zu finden. Dass man dafür Gespräche mit Kandidaten führt und sich Konzepte präsentieren lässt, ist selbstverständlich und Vertraulichkeit dabei oberstes Prinzip, sonst ist das Chaos garantiert. Aber derart hinterhältig in einen Bestellungsprozess einzugreifen und die Öffentlichkeit anzulügen, müsste eine klare Konsequenz haben: Rücktritt von allen Funktionen. Dass der nicht erfolgt, zeigt, wie sehr geliehene Macht für echte gehalten wird. Diese Vorkommnisse werden Bewerber auch jenseits der Kultur künftig noch mehr zweifeln lassen, dass Bestellungen durch die Politik auch nur irgendwie nach reinen Qualitätskriterien erfolgen.
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