Israel, Ukraine: Schuldumkehr zum Schämen

Und wer klagt die Hamas an für die Toten und fordert die Freilassung der Geiseln? - Stätte des Überfalls vom 7. Oktober
Die Juden, die Amerikaner, Israel, die Ukraine: Das Geschwurbel, wer an Krieg und Übel Schuld trägt, ist unerträglich.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Die Schlagzeile der Woche steht für sich: „Nach Hamas-Terrorangriffen: Antisemitismus-Vorfälle haben sich verfünffacht.“ Das ist erschütternd. Die Proteste gegen die Massenmörder der radikal-islamistischen Hamas haben sich nicht verfünffacht – geht auch gar nicht: Null mal fünf ist immer noch null.

Jetzt wird man einwenden, der Antisemitismus sei doch erst mit der unverhältnismäßigen Reaktion Israels auf die Attentate vom 7. Oktober gewachsen. Abgesehen vom Unfug des Wortes „unverhältnismäßig“ (wie hätte Israel auf 1.200 Morde, Verstümmelungen, Vergewaltigungen, Köpfungen und weitere 239 Entführungen verhältnismäßig reagieren sollen – Auge um Auge?) stimmt das nicht. Propalästinensische Kundgebungen mit Israel-Vernichtungsparolen, antisemitische Rüpeleien in sogenannten „akademischen Kreisen“ in den USA und bei uns, importierter muslimischer und hausgemachter linker Antisemitismus, kurzum: ein fröhliches Feiern der Demütigung Israels begann lange vor dem ersten Panzer, der nach Gaza rollte.

Und niemand, der dem Israel-Hass Einhalt gebieten würde. Oder fragen würde: Wo sind die, die für die Befreiung der seit mehr als fünf Monaten festgehaltenen israelischen Geiseln auf die Straße gehen? Was diesen Krieg beenden könnte. Statt dessen die Einwände, hätte Israel nicht früher / den Palästinensern einen eigenen Staat / der Hamas die Hand reichen … – jener Mörderbande, die nur ein Ziel hat: die Vernichtung Israels. Und die dafür auch ihre Palästinenser zur Geisel nimmt.

Die Schuldumkehr ist verbreitet. Auch in Sachen Ukraine. Der Westen müht sich noch um Unterstützung der überfallenen Nation, der Volksmund verlangt längst ein Nachgeben gegenüber Wladimir Putin – Motto: Jetzt haben wir lang genug an den Folgen des Krieges gelitten. Wir (!). Und jetzt hat sich auch noch Papst Franziskus aufgemacht, den Ukrainern den „Mut zur weißen Fahne“, also das Verhandeln mit Putin samt unerlässlichem Nachgeben, anzuempfehlen.

Nun wäre der Papst ein schlechter, fände er kraft seiner Berufung als Pontifex (= Brückenbauer) Krieg nicht übel. Aber er hat auch eine politische Rolle, bei allem was er sagt – und Putin hat’s ihm schon gedankt, indem er ihm zum Pontifikats-Jubiläum (11. Jahrestag) gratulierte, ihn „wahren und ehrlichen Verfechter des Friedens“ nannte.

Hat Franziskus schon einmal den Kriegsverbrecher Putin aufgefordert, seine Truppen zurück zu pfeifen, hat er den von Putin angeordneten zigtausendfachen Mord an Zivilisten, die Vertreibung von sechs Millionen, die mutwillige Zerstörung eines Landes beim Namen genannt?

Die Juden, die Amerikaner, der kapitalistische Westen sind an allem schuld – in der Ukraine so wie in Nahost. Eine einfältige, meist linke Blase gefällt sich in dieser simplen Schuldzuweisung und Schuldumkehr. Es ist zum Schämen.

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