Das Misstrauen zwischen Rot und Schwarz sitzt tief, Sebastian Kurz machte daraus kein Hehl. Karl Nehammer scheint den Dialog wieder aufnehmen zu wollen, was angesichts aggressiver Töne aus der Opposition keine leichte Übung werden dürfte. Andreas Babler ist vorwiegend mit seinem Kampf gegen den „Rechtsblock“ beschäftigt, zu dem aus seiner Sicht auch die ÖVP zählt. Vor ein paar Tagen attackierte er auf „X“ die im Jahr 2000 begonnene „Abrissbirnenpolitik in Österreich“. Er sprach u. a. von massiven Pensionskürzungen (?) und der Einführung der 60-Stunden-Woche (?), vergaß aber die drei roten Kanzler, die es seither gab.
Die ideologische Kluft könnte also bleiben – die ohnehin keine Große Koalition je zuzuschütten vermochte. Man erinnere sich nur an den Eklat, als die „schwarze“ Creditanstalt 1997 am damaligen Vizekanzler Schüssel vorbei unter starker Beteiligung der Stadt Wien mit der „roten“ Bank Austria fusioniert wurde. Man erinnere sich an den Kampf zwischen dem (VP-nahen) Bundespräsidenten Klestil und Kanzler Vranitzky (SPÖ) um die Player-Rolle im EU-Beitrittsprozess. Man erinnere sich an den Spruch von SPÖ-Finanzminister Edlinger im Jahr 2000: „Eher lasse ich meinen Hund auf meine Wurst aufpassen, als die ÖVP auf das Geld der Steuerzahler“.
Die Idee, dass große Probleme Großer Koalitionen bedürfen, ist prinzipiell richtig, hat nur nie funktioniert, außer beim EU-Beitritt, als Vranitzky seine Partei auf Pro-EU-Linie trimmte. Eine Regierung, die fast überall weltanschaulich in entgegengesetzte Richtungen zieht, kann gar kein Erfolgsmodell, sondern bestenfalls die beständige Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner sein.
Möglicherweise bleibt am Ende dieses Jahres ohnehin nichts anderes übrig als das Minimundus-Modell einer GroKo (plus einem Dritten als Beiwagerl). Danach sehnen muss man sich aber nicht – und es sollte allen bewusst sein, dass die FPÖ damit als einzige Opposition zu so einer „Ampel“ nur stärker werden kann.
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