Die „Ausrufung der freien Republik Wien“, ein „Rat der Republik“, „der das Publikum repräsentiert und zugleich die Stadt, das Land, Europa und die ganze Welt dazu aufruft, sich der Freien Republik Wien anzuschließen“: schon ein schneller Blick auf die Festwochen-Website lässt die Polit-Agenda erkennen – es strotzt dort nur so von aktivistischer Propaganda und notorischen einschlägigen Kampfvokabeln.
Die dem „Rat“ angehörigen „Ehrenmitglieder“ sind keineswegs repräsentativ, sondern klar ideologisch zuordenbar: die radikale Flüchtlingshelferin Carola Rackete, der schwere Antikapitalist Jean Ziegler, der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis, einst gefeierte Ikone der Linken im Kampf gegen den „deutschen Austeritätswahnsinn“ (personifiziert durch den Amtskollegen Wolfgang Schäuble), die Schriftstellerin Annie Ernaux, Unterstützerin der antizionistischen/-semitischen Israel-Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions = Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen), die Klimaapokalyptiker der „Letzten Generation Österreich“ etc.
Dass aber gerade bei der extremen Linken die Grenzen zwischen Antiamerikanismus, Antikapitalismus, Antizionismus und Antisemitismus fließend sind, wollten zwar viele nicht wissen, ist aber seit langem bekannt.
Und Festwochenintendant Milo Rau hat aus seinem Herzen auch nie eine Mördergrube gemacht. So erklärte er etwa schon vor einiger Zeit in einem Zeitungsinterview: „Heute gilt jeder, der aufgeschlossen ist und an das Gute glaubt, schon als ‚linksradikal‘. Und rundherum hat sich ein gewisser faschistischer Realismus durchgesetzt …“
Dem steht freilich die durch zahllose Umfragen gestützte Beobachtung entgegen, dass man als „Normaldenkender“ (schon der Begriff gilt als schwer unkorrekt) sich sehr schnell als „rechts“ (wo immer -radikal oder -extrem mitschwingt) punziert sieht – und dass sich im öffentlichen Diskurs ein linksliberaler Mainstream durchgesetzt hat, der für sich beansprucht, die eigentliche, bessere Mitte zu sein.
Wenn also jetzt – angesichts der im Gefolge des Nahostkonflikts rasant ansteigenden antiisraelischen und antisemitischen Vorfälle – manche aufwachen und darüber diskutiert wird, wen man aller für die Festwochen nicht hätte einladen sollen oder wer wann wo warum worüber (nicht) sprechen dürfte, dann kann man leider nur sagen: Das Problem liegt viel tiefer, die Debatte hätte schon viel früher einsetzen müssen.
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