Das bedeutet ausfallende Züge und Verspätungen bis zu zwei Stunden, weil sich die Bahn gemütlich durchs Salzachtal schlängeln muss.
Die EU ist in vielerlei Hinsicht besser als ihr Ruf, aber nichts steht so sehr für das Scheitern hochfliegender EU-Pläne (und auch für die massiven Infrastrukturmängel Deutschlands), wie das schöne Stück Bayern, das man auf dem Weg zwischen Wien und Westösterreich durchqueren muss. Zusätzlich erzeugen deutsche Gewerkschaften mit ihrer Streiklust „italienische“ Verhältnisse (die es in Italien übrigens gar nicht mehr gibt).
Europa, das noch dazu Öko-Vorreiter der ganzen Welt sein will, schafft seit Jahrzehnten kein einheitliches Bahnsystem. Wegen unterschiedlicher Strom- und Zugsicherungssysteme und unterschiedlicher Regeln müssen an Ländergrenzen Lok und Lokführer gewechselt werden. „Wir haben auf der Bahn kein Europa“, beklagt ÖBB-Chef Matthä schon lange. Dabei wäre das sogar wichtiger als das Verbieten von fossilen Kraftfahrzeugen, mit verheerenden Wirkungen auf die europäische Automobilindustrie und geschönter Öko-Bilanz der bald massenhaft importierten E-Autos aus China.
Die oft beschworene gute Nachbarschaft zwischen Deutschland und Österreich ist außerdem Schall und Rauch, wenn es um die Grenze geht. So kritisieren die Deutschen zwar Österreichs Schengen-Blockade gegenüber Rumänien und Bulgarien, kontrollieren die Österreicher (und deutsche Urlauber) am Walserberg aber aus Angst vor illegalen Grenzübertritten von Asylwerbern.
Damit nicht genug: Österreich und Italien bauen um zehn Milliarden den längsten Bahntunnel der Welt, um den gewaltigen Nord-Süd-Transit über den Brenner auf die Schiene zu bringen, doch Deutschland zögert skandalöserweise wegen hoher Kosten mit der Anbindung. Damit würde ein bayerisches Nadelöhr geschaffen, die Straße bliebe attraktiver.
Brüssel bemüht sich immerhin zu vermitteln. Die österreichischen Grünen feiern inzwischen ihr Klimaticket samt Fahrgastrekord. Doch die ÖBB sind damit überfordert. Die Qualität ist gesunken, aber immer noch besser, als der deplorable Zustand der Deutschen Bahn.
Ja, irgendwann einmal wird es besser werden. Ein europäisches Zugsicherungssystem ist versprochen, und am deutschen Schienennetz wird gearbeitet. Davor aber, 2027, wird das „Deutsche Eck“ sogar ein halbes Jahr gesperrt. Nicht auszuschließen, dass es dann plötzlich eine Renaissance der Benzinautos gibt. Hunderte Kilometer von Innsbruck oder Bregenz nach Wien mit einem E-Auto (gar im Winter) zurücklegen zu müssen, kann recht sportlich sein.
Kommentare