Ein Anschlag auf unser Zusammenleben

Ein Anschlag auf unser Zusammenleben
Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt erneut den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft auf die Probe.
Martin Gebhart

Martin Gebhart

Mindestens fünf Todesopfer und über 200 – zum Teil schwer – verletzte Menschen. Der Anschlag des aus Saudi Arabien stammenden Attentäters auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat unsere Gesellschaft tief ins Herz getroffen. Wir wissen zwar noch nicht, was letztlich das Motiv des 50-Jährigen war, mit seinem Wagen in die Menschenmenge zu fahren, wir wissen aber eines: Es hat uns ein verheerender Anschlag wieder einmal an einem Ort getroffen, der mit westlichen Werten eng verbunden ist, der für Frieden und Fröhlichkeit steht.

Der deutsche SPD-Kanzler Olaf Scholz war noch am Samstag zum Tatort gekommen, um nicht nur Anteilnahme zu zeigen, sondern auch Konsequenzen anzukündigen. Dabei fiel ein Satz, der abgesehen von der Trauer und dem Entsetzen über diese schreckliche Tat, hervorgestrichen werden muss. Es sei wichtig, dass das Land nun zusammenbleibe und nicht der Hass das Miteinander in Deutschland bestimme. Dass diese Worte mehr als der übliche Appell, mehr als eine Politikerfloskel sein müssen, bekam er an diesem Tag selbst zu spüren. Seine Anwesenheit in Magdeburg wurde auch mit Buhrufen quittiert.

Der Anschlag von Magdeburg stellt tatsächlich den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft auf die Probe. Wie geht man damit um, dass es keine wirklich sicheren Orte mehr gibt? Wie kann verhindert werden, dass nur noch Misstrauen und Angst unser Zusammenleben bestimmen? Wie kann es gelingen, dass diesem Fall nicht mit jenen Vorurteilen und Verschwörungstheorien begegnet wird, die bereits auf verschiedenen Social-Media-Plattformen kursieren, sondern mit den Fakten, die die Ermittlungen am Ende des Tages ergeben werden? Und wie wird angemessen und vor allem konsequent darauf reagiert?

Diesen Fragen muss sich angesichts der Tragödie nicht nur das schwer getroffene Deutschland stellen, ähnlichen Fragen müssen auch die österreichische Politik begleiten, wenn es um den Zusammenhalt in der Bevölkerung geht. Der ist angesichts der Migrationsbewegungen und nicht zuletzt durch die Verwerfungen in der Corona-Zeit sehr brüchig geworden. Und so mancher politische Zündler hat seine Freude daran, diese Spaltung in der Gesellschaft noch weiter voranzutreiben.

In Wien verhandeln derzeit ÖVP, SPÖ und Neos. Entgegen aller Unkenrufe haben sie sich auf die Sanierung des Budgets geeinigt. Und damit den Pfad zu einer türkis-rot-pinken Regierung gelegt. Wenn sie Österreich tatsächlich in eine gute Zukunft führen wollen, müssen sie auch ein weiteres Versprechen einlösen: eine Koalition der Mitte zu sein. Da muss der Kampf gegen den Hass und für den Zusammenhalt in der Bevölkerung eines der obersten Ziele sein. Ohne ideologische Fantastereien, mit einem realen Blick auf den Zustand der Gesellschaft.

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