Im Zuge dieser Affäre rund um geschichtsfälschende Behauptungen aus der Neonazi-Ecke wurde auch über einen Chat zwischen Heinz-Christian Strache und dem damaligen FPÖ-Verteidigungsminister Mario Kunasek berichtet. Kunasek hatte Brieger im Jahr 2018 zum Generalstabschef des österreichischen Bundesheeres gemacht. Strache fragte ihn damals, ob Brieger „eh einer von uns“ sei. Das hat zwar mit der aktuellen Causa inhaltlich nichts zu tun, zeigt aber, nach welchen Kriterien zumindest ein großer Teil politischer Besetzungen abläuft. Die Frage „einer von uns?“ steht zunächst einmal im Vordergrund, weit vor anderen Überlegungen.
Der gefallene Strache, der wieder einer von ihnen, also von den Entscheidungsträgern, werden will, die darüber urteilen, wer dazu gehört und wer nicht, ist selbstverständlich nicht der Einzige, der nach diesem klaren Freund-Feind-Schema agiert. Und die FPÖ auch nicht die einzige Partei. Ob Schwarz, ob Rot, ob Grün, ob Pink – nirgendwo ist man davor gefeit, Kandidaten zunächst einmal auf Zugehörigkeit zur eigenen Ideologie abzuchecken. Das ist irgendwie auch nachvollziehbar, der Begriff Partei impliziert das sogar. Wenn aber erst in einem zweiten oder dritten Schritt (oder gar nicht) auf Qualifikation geachtet wird, ist es problematisch.
Das Phänomen „einer von uns“ zieht sich jedoch nicht nur quer durch die Politik, auch die Kirche (welche auch immer), wahrscheinlich die Freimaurerei, zahlreiche Institutionen aus den unterschiedlichsten Bereichen überprüfen zunächst einmal, ob jemand, dem wichtige Aufgaben übertragen werden, „einer von ihnen“ ist. Und jede zweite Bestellung im Kulturbereich funktioniert genau nach diesem Muster. Österreich ist ein „Eh einer von uns“-Land, und bestimmt ist es nicht das einzige.
Aber was heißt eigentlich „einer von uns“? Ist das die Vorstufe zur, eher schon die Endausbaustufe der Verhaberung? Wahrscheinlich ja. Ist „einer von uns“ automatisch auf alle Zeiten loyal und berechenbar? Nicht zwingend. Kann „einer von uns“ trotzdem ein erstklassiger Kandidat sein? Auf alle Fälle. Aber solange die Frage „eh einer von uns?“ die erste ist und Widerspruch nicht als bereichernd wahrgenommen wird, befinden wir uns in einer Abwärtsspirale. Dass die Politik so dasteht wie jetzt, hat übrigens auch viel mit der „Einer von uns“-Mentalität zu tun.
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