Es enthält so ziemlich alles, was dem hegemonialen linksliberalen Diskurs als verdächtig bis schwer unkorrekt gilt: etwa ein Bekenntnis zu einer Leitkultur „ohne Wenn und Aber“, eine Verschärfung der Asylpolitik (angelehnt an das britische Ruanda-Modell), eine Rückkehr zur Wehrpflicht, die Betonung der Eigenverantwortung in der Sozialpolitik (wer Arbeit oder Ausbildung verweigert, „muss finanziell spürbar schlechter stehen als jemand, der sich aktiv um Arbeit bemüht“), ein Festhalten an der Kernkraft, die klassische Ehe und Familie als Leitbild. Auch bei Begriffen wie „bürgerlich“ oder „konservativ“ gibt es keine Berührungsängste. Deutschland sei ein „christlich geprägtes Land“, heißt es überdies – und zur alten Streitfrage, ob der Islam zu Deutschland gehört, wird klar festgehalten: „Ein Islam, der unsere Werte nicht teilt und unsere freiheitliche Gesellschaft ablehnt, gehört nicht zu Deutschland.“ Und an anderer Stelle: „Die Scharia gehört nicht zu Deutschland.“
Interessant ist auch, dass sich die CDU bei allem Bekenntnis zu ihren christlichen Wurzeln und dem sich daraus speisenden Welt- und Menschenbild mit diesem Programm dennoch in vielem – etwa der Asyl- oder Sozialpolitik – gegen derzeit herrschende kirchenoffizielle Positionen stellt.
Sehr deutlich hat das etwa der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Nacke in einem Interview mit dem Magazin Cicero gemacht, wo er zur mittlerweile habituellen kirchenamtlichen Kritik Stellung nimmt: In der Politik gehe es „im Unterschied zu Glaubensgemeinschaften […] um die langfristige Erhaltung der Funktionsfähigkeit staatlicher Strukturen“. Nicht nur kirchlichen Funktionären ins Stammbuch schreiben ließe sich auch die Aussage: „Politisch zu sein, bedeutet mehr, als eine Haltung zu haben.“ Und er warnt in diesem Zusammenhang gar vor „moralischem Populismus“.
Wie unter einem Brennglas wird hier das in den letzten Jahren zusehends angespannte Verhältnis zwischen Kirche(n) und den sich traditionell auf christliche Werte beziehenden Parteien sichtbar. Wer auch nur oberflächlich einschlägige Agenturen verfolgt, weiß, wovon die Rede ist. Aussagen wie jene des CDU-Mannes Nacke wirken vor diesem Hintergrund wie ein Befreiungsschlag, der auch so manchen Bischöfen zu denken geben sollte.
Kommentare