Nur nichts riskieren: Das sind die ängstlichen Zweifel, die Chinas diktatorische Führung nur zu gerne registriert. Die nützt man sofort, um Europa politisch auseinander zu dividieren. Wenn deutsche und spanische Autobauer beginnen, sich um ihre Absätze in China zu sorgen, kann man beginnen, die Pläne für die Einfuhrzölle zu untergraben.
In Peking weiß man, dass die eigene – ebenfalls schwächelnde – Industrie Europa als Absatzmarkt ebenso braucht, wie die Europäer China. Und im Bewusstsein dieser Abhängigkeit spielt man ein Spiel, bei dem man die Regeln freilich selbst bestimmen will – mit allen und keineswegs nur friedlichen Mitteln.
China hat seine Solarindustrie mit riesigen Subventionen und dem skrupellosen Einsatz von Zwangsarbeit so lange aufgerüstet, bis sie die europäische Konkurrenz überrollte. Wenn das grüne Europa so gerne Biodiesel in seine Tanks füllt, liefert ihn China gerne – auch wenn er mutmaßlich aus Palmen-Plantagen stammt, für die Urwald gerodet wurde. Wenn China einem Schwellenland in Südeuropa Kredite gibt, dann nicht um es aufzupäppeln, sondern um sich Einflusssphäre zu erkaufen.
Wie viele negative Erfahrungen mit Chinas Vorstellungen von Vertragstreue, fairen Produktionsbedingungen oder Umweltschutz muss man in Europa noch machen, bis allen klar wird, dass Geschäfte mit dem Riesenreich nicht auf dem Ponyhof abgewickelt werden.
Wer also in Verhandlungen mit China tritt, muss bereit sein, grob zu werden, zu drohen und zuletzt auch hoch zu pokern. Mit der gerade auf EU-Ebene geübten Taktik der höflichen, disziplinierten und unendlich langsamen Kompromiss-Suche kommt man am Spieltisch mit Peking nicht weit. Mag sein, dass die Autozölle und ähnliche Blockade-Maßnahmen langfristig der europäischen Wirtschaft nichts bringen. Sie aber gleich von Anfang an so wackelig aufzustellen, dass das Gegenüber die Schwäche mit bloßem Auge erkennt, führt mit Sicherheit dazu, dass man diesen Spielsalon früher oder später mit heruntergelassenen Hosen verlässt. Das Sprichwort „Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor“ stammt eigentlich aus dem antiken Rom – ein Grundpfeiler der europäischen Kultur. In China aber scheint man es deutlich mehr zu beherzigen.
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