So hat die FPÖ nichts in der Regierung verloren

Kennen Sie Maximilian Krah? Nein? Der 46-jährige Sachse hat die ziemlich üble Eigenschaft, mit völkisch-nationalistischen, fremden- und verfassungsfeindlichen Äußerungen zu verstören. Das wäre nur ein mittelgroßes Problem, wäre Krah bei der EU-Wahl nicht Spitzenkandidat der „Alternative für Deutschland“, die im Nachbarland fast 20 Prozent der Bürger wählen wollen.
Vergangene Woche hat sich Krah nicht entblödet, die verbrecherische SS in einem Interview zu verteidigen. Das Ausmaß seiner Geschichtsvergessenheit ist so unaushaltbar geworden, dass sich andere Rechtsparteien im EU-Parlament von ihm und der „Alternative“ abwandten und sämtliche AfDler der Fraktion verwiesen.
Was hat das alles mit Österreich zu tun? Eine ganze Menge.
Denn während sich selbst die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen mit ihrem „Rassemblement National“ (früherer Front National, Anm.) scharf von der politisch irrlichternden AfD distanziert, bewerten die Freiheitlichen die mit ihr befreundete „Alternative“ weiterhin mit einer erstaunlichen Milde.
Stimmt schon: EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky hat Krahs Aussagen als „indiskutabel“ verurteilt. Aber sonst? Die AfD und deren Ausrichtung zu kritisieren oder sich – wie andere Rechtsparteien – endgültig von ihr zu distanzieren?
Nein, so weit will man als FPÖ dann doch nicht gehen. Und genau hier liegt das Problem.
Warum? Nun, die „Alternative“ und ihre Funktionäre, stehen für teils obskure, teils offen rechtsextreme Ideen, die bei näherem Hinsehen fast physisch wehtun.
Wer’s genau wissen will, dem sei ein Blick in ihr Grundsatzprogramm empfohlen: Da tritt die AfD offen für die „Beschränkung“ von Parteien ein (Seite 11).
Sie fordert den Austritt aus dem Euro (18), will Alkohol- und Drogenkranke nicht in Spitälern, sondern in Gefängnissen behandeln (26). Sie hält es für eine gute Idee, Online-Pranger für Straftäter einzurichten (27) und Menschen mit Kindern gegenüber Kinderlosen beim Pensionsantritt zu bevorzugen (42). Sie hält nichts vom Gendern (52), von Frauenquoten (55) oder von der Inklusion von Kindern mit Behinderung (54). Und im Unterschied zu anderen politischen Bewegungen, die die Wissenschaft und deren Arbeit wertschätzen, hält die AfD den menschengemachten Klimawandel für Humbug (79) und die Atomkraft für die bessere Alternative zu Solarzellen (83).
Natürlich kann man als Partei mit einer Bewegung befreundet sein, die programmatisch und personell ständig am Rande der Demokratiegefährdung agiert.
Führungs- oder gar regierungstauglich macht einen das aber nicht. Marine Le Pen und viele andere haben das verstanden. Bei der FPÖ dauert’s offenbar noch ein bisserl.
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