Reicht es, Oida?

Habemus praesidentem, noch sechs weitere Jahre, auch die Tabakindustrie freut sich. Aber schauen wir etwas näher hin auf die Ergebnisse, was sie uns über Gegenwart und möglicherweise Zukünftiges sagen. Da fällt zunächst einmal auf: Van der Bellen ist freilich der Präsident aller Österreicherinnen und Österreicher, am wenigsten jener der Kärntner, am stärksten jener der älteren Wiener und der ÖVPler im Westen, wo es immer mehr schwarz als türkis war (und auch ein bissl grün, weil es ja ein riesengroßes Missverständnis ist, dass die Grünen so links und nicht bürgerlich seien).
Sehr rasch führen uns solche Betrachtungen auch zum Untergang der MFG - nicht einmal in ihrem Kernland Oberösterreich kämen sie so in den Landtag. Und zum eigentlichen Wahlsieger - abgesehen vom vordergründigen - Dominik Wlazny, bekannt als Marco Pogo von der Bierpartei. Bei den unter 30-Jährigen kam er sogar auf Platz 2 und hätte den Amtsinhaber in eine Stichwahl gezwungen.
Worin sein Erfolg begründet ist, scheint relativ klar: Er sieht nicht aus wie ein klassischer Politiker, schon gar nicht redet er wie einer, und er spricht Themen an, die junge Menschen nicht nur interessieren, sondern die für sie eine Selbstverständlichkeit sind: Umweltschutz, gleiche Bezahlung von Frauen - und wenn man in seinem Leben ein, zweimal kifft, ist das wohl kein existenzielles Problem. Dabei wirkt er cool und dem Establishment gegenüber ironisch statt hasserfüllt. Das geschrieben habend, muss man aber gleich betonen: Wlazny ist in diesem Wahlkampf gar nicht als überragendes politisches Talent aufgefallen, vor allem nicht bei TV-Auftritten.
Wenn man sich vorstellt, dass da eine wirklich große Begabung derart relaxt, mit dem nötigen Selbstbewusstsein, aber auch Understatement anträte, könnte diese tatsächlich zu einer politischen Kraft werden. Weil sich nämlich die meisten jungen Menschen für die klassischen Parteien, für Intrigen, Hickhack, permanentes Gegeneinander nicht interessieren, sondern ausschließlich für die Zukunft - und das möglichst konstruktiv. ÖVP, SPÖ, FPÖ, aber auch Grüne können im Moment anscheinend tun, was sie wollen, bei der Hofburg-Wahl antreten oder aus Angst davor scheuen wie ein Pferd vor dem Hindernis: Für Menschen unter 30 existieren sie mit ihrer Attitüde nicht. Ob die jungen Personen erst erwachsen werden müssen, um sich von den Machtzirkeln der Uraltparteien vertreten zu fühlen, ist fraglich.
In den traditionellen Parteien glaubt man nach wie vor, dass jemand wie Laura Sachslehner oder Sigrid Maurer ein Signal für junge Wähler sein könnte. Nicht nur diesbezüglich könnten sie von der Lebensrealität junger Wähler nicht weiter entfernt sein. Auch die alten Links-rechts-Zuschreibungen sind für Junge so was von 20. Jahrhundert.
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