2023 könnte für den heimischen Tourismus ein Rekordjahr – und sogar besser als 2019 – werden. Natürlich verdanken wir das den vielen ausländischen Urlaubern, doch auch die Österreicher sind sehr reiselustig. Zählt man Urlaubsanspruch und Feiertage zusammen, liegt Österreich an der Weltspitze mit den freien Tagen. Abgesehen davon leistet man sich kaum wo so einen frühen Pensionsantritt trotz steigender Lebenserwartung und arbeitet neuerdings selbst ohne familiäre Pflichten so häufig Teilzeit. Und da reden wir noch gar nicht vom vielen Homeoffice (das ja nicht nur deshalb so gerne genutzt wird, weil man daheim effizienter arbeiten, sondern auch, weil man sich Fahrzeiten sowie Kinderbetreuungskosten sparen kann).
Jahrzehntelang wurden solche Annehmlichkeiten mit hoher Produktivität und gutem Bildungsstandard ausgeglichen. Doch jetzt erodiert gerade beides, ohne dass politische Gegenmaßnahmen erkennbar sind. Dabei sind die Folgen sichtbar, es herrscht fast überall Personalmangel: vom Bildungs- und Gesundheitssystem bis hin zu Gastro und Handwerk. Die, die noch arbeiten, sind wegen fehlender Kollegenschaft doppelt und dreifach belastet (und können sich oft genug dafür auch noch von der Kundschaft anschnauzen lassen).
Unpopular opinion: Das Ende der Gemütlichkeit ist angesagt. Soll der hohe Wohlstand im Land gehalten werden, muss nämlich nicht weniger, sondern wieder mehr gearbeitet werden. Letztlich gehört zur Würde und zum Glück des Menschen ja auch, sich aus eigener Kraft und nicht staatlich alimentiert erhalten zu können. Wenn man aktuell die selbstmitleidige Klage wegen der alljährlichen Zeitverschiebung betrachtet, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir teilweise eine egozentrische, um den eigenen Bauchnabel kreisende Gesellschaft geworden sind. Viele rufen immer und überall nach Unterstützung und Dienstleistung, leisten selbst aber immer weniger Beitrag zum Allgemeinwesen.
Noch gibt es sie: jene, die den "Laden" Österreich am Laufen halten und dafür sorgen, dass genug Geld (auch für die zu große Armuts- und zu kleine Leistungszuwanderung) umverteilt werden kann. Übrigens zahlt laut einer Wifo-Studie erschreckenderweise nur ein Fünftel der Österreicher mehr ins System ein, als es herausbekommt. Hoffentlich fühlen sich die nicht irgendwann einmal als die ausgenutzten Dummen im System, für die sich keine Partei interessiert. Denn auch das sind die Protestwähler, die ihr Kreuzerl dann bei der FPÖ machen könnten.
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