Allein – das hilft ihm nichts, seiner Bevölkerung auch nicht. Selbst die zugesagten Rüstungsgüter werden am Ende des Tages nicht die Wende bringen. Dennoch übertreffen sich die Ukrainer derzeit in einem bewundernswerten Abwehr- und Überlebenskampf. Und ihr Anführer in diesen schweren Zeiten, der frühere Komiker Wolodimir Selenskij, wächst über sich hinaus, bleibt auf der Brücke – um dort vermutlich zu sterben. Und wir?
Wir zeigen Solidarität, aber das ändert leider nichts an der Situation am Boden. Dort sterben die Ukrainer, jede Stunde. Soldaten wie Zivilisten. Dieses Blutbad könnte nur eine Militäroperation des Westens verhindern, zu der die NATO nicht bereit ist. Das aus durchaus guten Gründen, zumal der Kremlchef sogar mit Atombomben gedroht hat. Ein Weltenbrand wäre nicht ausgeschlossen.
Auf der anderen Seite: Die Ukrainer bloß anzufeuern, nicht aufzugeben und für ihre und unsere Freiheit zu kämpfen (und zu sterben), ohne selbst einen Finger zu rühren, schmeckt schal. Und wird dem Kampf der Ukrainer gegen Goliath so gar nicht gerecht.
Hier freilich liegt der Tragödie Kern. Hieße der Aggressor nicht Russland, sondern Syrien, Iran oder Afghanistan, gäbe es längst schon eine Flugverbotszone über den entsprechenden Ländern, die Vorbereitungen für eine Militäraktion wären im Westen in vollem Gange, Luftschläge möglicherweise schon erfolgt.
In dem Fall wird die NATO nicht auf das Schlachtfeld ziehen (es sei denn, ein Mitgliedsstaat würde angegriffen werden). Und so stemmen sich die Ukrainer alleine gegen die Übermacht, gegen die sie letztendlich chancenlos sind. Härteste Sanktionen, größtmögliche Isolierung des Kriegsherren im Kreml und natürlich die Aufnahme von Flüchtenden – mehr bleibt dem Westen nicht übrig. Bitter.
Aber am Ende der Nacht wird Putin den Kürzeren ziehen, nie wieder einen Platz auf der politischen Weltbühne einnehmen. Bis dahin freilich versinkt die Ukraine im Blut.
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