Kopf an Kopf - und (k)ein Merkel-Nachfolger

Olaf Scholz hat also seinen Umfragevorsprung mit Hängen und Würgen ins Ziel gerettet und die SPD nach 16 Jahren Unions- und Merkel-Vorherrschaft zur Kanzlerpartei gemacht – oder auch nicht, am Sonntagabend war das ja noch nicht sicher. Denn in dem Kopf-an-Kopf-Rennen stellte auch Armin Laschet trotz des Rekordverlusts seiner Union den Führungsanspruch.
Grundsätzlich: Ein Wechsel, noch dazu von Mitte- zu Mittepartei, wäre in einer Demokratie ja durchaus gesund und normal. Sich trotzig dagegen stemmen, das versuchte einst auch schon Gerhard Schröder – vergeblich.
Apropos Demokratie: Das Wahlergebnis mag viele Gründe haben, ein gewichtiger ist aber die Hype-Unkultur der vierten Macht im Staat, der Medien. Erst war Annalena Baerbock schon fast Kanzlerin, ehe sie und ihre Aufschneiderei in den Keller geschrieben wurden; Armin Laschet wiederum, dem selbst seine Gegner Integrität und sauberes politisches Handwerk attestieren, konnte nach seinem Lacher in der Hochwasserkatastrophe nichts mehr richtig machen: und dass Olaf Scholz, ursprünglich chancenlos geschrieben, trotz seiner Partei plötzlich vorne lag, führte zum Überraschungshype: sehr her, der wird tatsächlich Kanzler!
Um Inhalte ging es zu keiner Sekunde. Die Einsicht vieler Medien, die Wahl seriositätsbefreit beeinflusst zu haben, wird enden wollend sein.
Egal, jetzt ist Aufarbeitung angesagt, vor allem bei der CDU mit dem schlechtesten Ergebnis ihrer Geschichte. Und Olaf Scholz braucht Regierungspartner – oder eben vielleicht doch Armin Laschet? Denn wenn die anderen Parteien, vor allem die FDP, die SPD im Regen stehen lassen, regiert dann doch die Union?
Irgendwann endet der Wahl-Ausnahmezustand. Und der Merkel-Nachfolger, welcher immer, wird seine Sache schon verlässlich und gut machen – wie gesagt: Mitte ist Mitte, und 50 Prozent der Deutschen wollen diesen Kurs. Besser machen als in der bisherigen Koalition (Stichwort Infrastruktur, Digitalisierung) wäre allerdings auch eine Option. Mal schauen.


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