Die Österreicherinnen und Österreicher haben per Kreuzerl ganz klar dokumentiert, wen sie als Kanzler haben wollen: Sebastian Kurz. Und sie haben mindestens so klar ausgedrückt, mit wem er bittschön nicht mehr koalieren sollte: mit der FPÖ.
Die Wahl war also, wenn sich auch theoretisch eine Mehrheit ausginge, eine Abwahl von Türkis-Blau. Das große Reformprojekt, von nicht wenigen als Schimäre betrachtet, ist zumindest vorerst Geschichte.
Es hat sich also mehr getan als nur ein paar Verschiebungen von Prozenten. Die Wählerinnen und Wähler sind auf die Bremse gestiegen, bei 140 km/h. Und sie drehen am Lenkrad. Richtungswechsel. Also Türkis-Grün (zwecks größerer Breite vielleicht mit Pink). Echt jetzt?
Gegenfrage: Warum denn nicht? Eine Koalition mit Grün kann inhaltlich kompliziert, atmosphärisch aber nicht schwieriger sein als mit der FPÖ. Ja, es gäbe wohl ideologische Querschüsse aus dem Wiener Grünland, aber nicht mehr als blaue Einzelfälle. Im Bereich Ökologie findet man sicher eine Einigung, beim Thema Migration wäre eine Antithese mit dem Ziel der Versachlichung nicht schlecht. Versachlichung von beiden Seiten.
Außerdem sind die Grünen, abgesehen vom Basisdemokratie-Fetisch, die modernen Konservativen. Heimat ist ihnen (spätestens seit VdBs Wahlkampf) wichtig. Der Nahversorger, Saisongemüse vom Bauern des Vertrauens, handgestrickte Pullis. All das verbunden mit coolen Laptops und ebenso teuren Designer-Radln. Türkis-Grün brächte die Synthese von Umwelt und Wirtschaft. Und die Aufhebung des dummen Gegensatzes Rechts/Links.
Österreich könnte Vorreiter in Europa sein, mit einer zeitgemäßen, öko-konservativen Regierung. Sofern Kurz über den Mitte-Rechts-Schatten springt. Und sich die Grünen als Pragmatiker versuchen, statt mit dem Finger auf die angeblich so böse Wirtschaft zu zeigen. Auf den ersten Blick sieht Türkis neben Grün scheußlich aus. Vor allem, wenn Pink dazukommt. Aber Color-Blocking ist in.
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