Wie es am Jobmarkt wirklich zugeht
Zu glauben, das unterschiedliche Lohnniveau wird sich bald angleichen, war naiv.
Die Fakten sind eindeutig: Ja, der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Österreich hat auch mit der vollständigen Ost-Öffnung des Arbeitsmarktes zu tun. Wien trifft es durch seine exponierte Lage besonders hart. Schlecht qualifizierte Arbeitskräfte, viele von ihnen selbst Zuwanderer früherer Jahre, werden nicht mehr gebraucht, weil ihre Jobs jetzt andere, viel billiger erledigen. Das AMS bleibt zunehmend auf den Hilfskräften sitzen. Im Jänner 2010 waren in Wien 30 Prozent aller Arbeitslosen Nicht-Österreicher, aktuell sind es 41 Prozent. Die Ausländerbeschäftigung stieg im selben Zeitraum von 21 auf 28 Prozent.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Theoretisch Gesetz, in der Praxis ein Mythos. Zu glauben, das unterschiedliche Lohnniveau mit den ost-europäischen Staaten werde sich schon bald angleichen, erwies sich als naiv. Wenn ein Handwerker-Stundenlohn in Ungarn nach wie vor bei drei Euro liegt und in Österreich bei 13 Euro, kann von einem fairen Wettbewerb auf dem grenzenlosen Arbeitsmarkt keine Rede sein.
Wer jetzt vorschnell nach Grenzbalken ruft, muss wissen, dass die überwiegende Mehrheit der EU-"Gastarbeiter" Nettozahler ins Sozialsystem sind, also mehr Abgaben zahlen als sie an Leistungen beziehen. Und die meisten sind hoch willkommen, man denke nur an Tausende Pflegerinnen aus der Slowakei und Rumänien, ohne die die 24-Stunden-Betreuung kollabieren würde.
Was also tun? Eine ehrliche, auf Fakten statt Mythen basierende Debatte ohne ideologische Scheuklappen führen. Und als konkrete Maßnahmen Lohn- und Sozialdumping noch energischer bekämpfen sowie bei öffentlichen Ausschreibungen den Best- statt Billigstbieter nehmen.
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